Um einen am Augartenspitz geplanten Konzertsaalbau für die Wiener Sängerknaben zu verhindern, fand Mittwoch Vormittag ein Prominentenfrühstück statt, zu dem "alle Wiener und Wienerinnen herzlich eingeladen" waren, wie es in der Aussendung des Josefinischen Erlustigungskommittee stand.

Neben Kaffee und Kuchen wurde auch Unterhaltung geboten, als die zu einem großen Teil amüsanten Statements diverser österreichischer Persönlichkeiten von Schauspielerin Anne Bennent verlesen wurden, die sich gegen den Bau des Saals aussprechen, unter anderem von Ex-Vizekanzler Erhard Busek, Schriftsteller Stefan Slupetzky und Jazz-Musiker Harry Stojka.

"Wenn die Wiener Sängerknaben eine Konzertsaal bekommen, bin ich dafür, dass man auch für den Otto Lechner ein neues Wirtshaus im Augarten baut. (Weil der braucht des, so wie die Sängerknaben eanan Konzertsaal.)"

Karl Ritter, Musiker

"Kultur ist Leben, Bäume sind Leben.
Man kann das eine nicht gegen das andere austauschen."

Dr. Erhard Busek. Ex-Vizekanzler und -Wissenschaftsminister

"Die Sängerknaben sollen woanders "üben" gehen.
Die Institution der Sängerknaben ist seit Menschengedenken dick, rund und süß in der österreichischen Seele zuhause, vorwiegend in deren konservierenden Gefilden. Eine Ausbreitung auf Kosten der Lebensqualität von Menschen über das Ausmaß hinaus ist höchst entbehrlich."

Robert Schindel, Schriftsteller

Vor über einem Monat habe man sich bereits brieflich an Bürgermeister Häupl gewandt und nur die Rückmeldung seines Büros bekommen, dass er sich für einige Wochen im Ausland befinde. Am Dienstag ließ Häupl dann über die Medien ausrichten, dass er sich als Mediator zur Verfügung stelle. Auf dem Plan vom Augarten zeigt Rösler das betroffene Gebiet, das dem Konzertsaal weichen soll, für den die Sängerknaben jährlich nur 10 000 Euro an Miete bezahlen müssten, weniger, als man in der Umgebung durchschnittlich für eine 100 m² große Wohnung bezahlt.

Auch Schriftsteller Robert Menasse unterstützt die Baustoppforderung. "Ich möchte, dass die Medien endlich klar und deutlich zeigen, worum es hier ebenfalls geht. Der Augartenspitz ist eine wichtige Öffnung des Augartens, die verbaut wäre, und neuerdings auch eine direkte Verbindung zur U2. Ein Konzertsaal wäre eine Barriere zwischen den Bewohnern und dem Augarten."

Maria Vassilakou, Klubofrau der Wiener Grünen, ist ebenfalls gegen die Errichtung. "Heutzutage ist es so, dass eine Stadt immer mehr neue Räume für die Öffentlichkeit schafft, die diese dann auch selbst mitgestalten kann. Wien geht momentan den umgekehrten Weg."

Die Wachablöse für die Securities, die den Augarten und seine Besetzer rund um die Uhr überwachen sollen, blieb am Mittwoch aus. Zurückgelassen wurden ein offenes Gebäude und die Schlüssel für alle Schlösser an den Bauzäunen, was es für Raja Schwahn-Reichmann und ihre Mitbesetzer leicht machte all jene zu entfernen.

Sie appelliert an die Zuhörer: "Es ist traurig, dass das Denkmalschutzamt so weisungsgebunden ist. Das sind mehr politische als sachliche Entscheidungen." und schließt mit dem Zitat: "Der größte Feind des Rechtes ist das Vorrecht." (Marie von Ebner-Eschenbach) (inho/kad, derStandard.at, 26. August 2009)