Charkiw/Ukraine - Der steirische Fußball-Bundesligist Sturm Graz ist am Mittwochvormittag mit einem sehr positiven Gefühl zum Rückspiel der vierten Europa-League-Qualifikationsrunde gegen Metalist Charkiw am Donnerstag (19.15 Uhr/live ORF 1) aufgebrochen. "Wenn wir unsere Möglichkeiten nutzen, ist alles möglich. Die Chancen stehen nach wie vor 50:50", betonte Sturm-Coach Franco Foda. Genau die hatten die Grazer allerdings sowohl beim 1:1 im Hinspiel gegen die Ukrainer, als auch bei der unverdienten 0:1-Meisterschaftsniederlage gegen die Wiener Austria am Sonntag zum Teil kläglich vergeben.

Doch aus diesen beiden Partien zieht Foda aber viel Optimismus. "In den vergangenen beiden Spielen waren wir die klar bessere Mannschaft, wir haben gut gespielt und waren sehr gut organisiert", strich Foda die positiven Dinge hervor. Allerdings habe man unter dem Strich zu wenig geholt. Das soll sich nun in der Ukraine ändern, auch wenn mit Mario Haas der Sechste der ewigen Bundesliga-Torschützenliste ausfällt. "Ich gehe davon aus, dass sie mehr fürs Spiel machen werden und gewinnen wollen. Es wird mehr Räume für Konter geben", glaubt der Trainer. Im Hinspiel hatten die Ukrainer sehr defensiv agiert und waren nur durch einen Abseitstreffer von Denis Olijnik glücklich zum Ausgleich gekommen.

"Charkiw ist über links sehr stark"

Die Grazer haben den Tabellendritten der vergangenen ukrainischen Meisterschaft nochmals via Hinspiel-DVD analysiert. "Charkiw ist über links sehr stark, dort müssen wir sie ausschalten", nannte Foda eines der Erfolgsrezepte. Ausgerechnet auf der rechten Abwehrseite haben die Steirer aber nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Fabian Lamotte ein Problem. Foda ließ offen, ob er wie schon gegen die Austria Mario Sonnleitner ("Sonnleitner hat die Aufgabe relativ gut erfüllt") dort die Chance gibt. Mögliche Alternativen wären wohl Andreas Hölzl oder Martin Ehrenreich.

Neben dem Trainer traten auch die Spieler die Reise zum UEFA-Cup-Achtelfinalisten der Vorsaison topmotiviert an, sie wollen den Aufstieg unbedingt schaffen. "Es ist keine gute Ausgangsposition, wir müssen aber an unsere Chance glauben. Auswärts sind wir immer für ein Tor gut", sagte Kapitän Andreas Hölzl. Und Goalie Christian Gratzei, der als einer von vier Grazern (neben Hölzl, Jantscher und Beichler) von ÖFB-Teamchef Dietmar Constantini in den Kader für die WM-Qualifikationsspiele gegen Färöer und Rumänien einberufen wurde, versicherte: "Wir werden uns so teuer wie möglich verkaufen."

"Chancen müssen wir nutzen"

Die Steirer gehen jedenfalls als Außenseiter ins Rückspiel. "Die Chancen stehen 40:60, wir werden aber versuchen, das Unmögliche zu schaffen", gab sich Peter Hlinka kämpferisch. Stürmer-Routinier Mario Haas, der wegen einer Wadenverletzung passen muss und zugunsten seiner Genesung auf eine Reise in die Ukraine verzichtete, setzt auf seine Teamkollegen. "Ich glaube hundertprozentig an die Mannschaft. Wenn sie so spielt und so konzentriert auftritt wie in den letzten Spielen, kann sie den Aufstieg schaffen", sagte der 34-Jährige. Sein "Vertreter" Daniel Beichler hofft wie schon im Hinspiel auf einen Torerfolg. "Wir werden vielleicht nur zwei, drei Chancen bekommen, die müssen wir nutzen", betonte der 20-Jährige.

Der Blick auf die Statistik verheißt allerdings nichts Gutes. Zweimal haben die Grazer bisher im Europacup in einem Hinspiel zu Hause ein Remis geholt, beide Male war in der Folge aber Endstation gewesen. Zuletzt schieden die "Blackies" 1996 in der Auftaktrunde im damaligen Cup der Cupsieger gegen Sparta Prag nach einem 2:2 zu Hause wegen eines 1:1-Remis im Rückspiel aus. Zuvor hatten die Grazer 1981 in der 2. UEFA-Cup-Runde ebenfalls nach einem 2:2 auswärts gegen IFK Göteborg mit 2:3 verloren.

Rund 20.000 Zuseher

Einzig weitergekommen nach einem Hinspiel-Remis ist Sturm am 2. November 1983, gegen Hellas Verona hatten die Grazer in der 2. UEFA-Cup-Runde vor dem 0:0 in Graz allerdings zuerst auswärts in Italien 2:2 gespielt. Ins Metalist-Stadion, einem Ersatzspielort der EURO 2012, passen knapp über 40.000 Zuschauer, am Donnerstag wird die Arena aber ziemlich sicher nicht voll sein, bis Dienstag waren 17.100 Karten verkauft. "Es ist das Schönste für die Spieler vor einem großen Publikum zu spielen, es wird eine große Erfahrung für sie werden", blickt Foda dem Auftritt gelassen entgegen.

Die Partie, der auch 140 am Spieltag via Flugzeug anreisende Sturm-Fans beiwohnen werden, wird vom norwegischen Schiedsrichter Svein Oddvar Moen geleitet, der noch nie ein Pflichtspiel mit österreichischer Beteiligung gepfiffen hat. "Charkiw muss den Aufstieg schaffen, das kann schwierig werden. Das hat man auch schon bei Anorthosis Famagusta (Anm./Out in der 2. Runde gegen Sturm Drittrundengegner FK Petrovac) gesehen", baut Foda auch auf die Außenseiterrolle seines Teams. Der Gewinner steigt in die Gruppenphase auf, die am Freitag (13.00 Uhr) in Monaco ausgelost wird und am 17. September beginnt. (APA)

 

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zu Sturm Graz - Metalist Charkiw am Donnerstag:

Qualifikation Europa League/4. und letzte Runde/Rückspiel: Metalist Charkiw - Sturm Graz (Metalist-Stadion, 19.15 Uhr MESZ/live in Konferenzschaltung auf ORF1, SR Svein Oddvar Moen/NOR)

Charkiw: Goriajnow - Maidana, Obradovic, Gueye, Pschenitschnich - Olijnik, Bordian, Eremenko, Devic - Jaja, Lisenko

Ersatz: Baschan - Hernan, Schelajew, Beresowtschuk, Zeze, Barilko, Fredes, Selin, Trishovic

Es fehlen: Edmar, Waljajew (beide gesperrt)

Sturm Graz: Gratzei - Sonnleitner, Schildenfeld, Feldhofer, Kandelaki - Hölzl, Weber, Hlinka, Jantscher - Beichler, Muratovic

Ersatz: Lukse, Weinberger, S. Foda, Ehrenreich, Prettenthaler, Bukva, Hassler

Es fehlen: Kienzl (Kreuzbandriss), Haas (Wadenbeinverletzung), Lamotte (verletzt)

Hinspiel in Graz 1:1 - der Aufsteiger steht in der Gruppenphase der Europa League (Auslosung am Freitag um 13.00 Uhr MESZ in Monaco, Beginn am 17. September)