Alpbach - Am Freitag (27. August) endet die Bewerbungsfrist für die ersten Innovationszentren des in Aufbau befindlichen Europäischen Technologieinstitutes (EIT). Österreich ist mit im Rennen: Unter dem Titel "eCANDO" bewirbt sich die Technische Universität (TU) Graz als Koordinatorin gemeinsam mit europäischen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft um eine "Knowledge and Innovation Community" (KIC) zum Thema nachhaltige Energie. Am Mittwoch wurden im Rahmen des Universitätenforums beim Europäischen Forum Alpbach die Eckpunkte der Einreichung präsentiert.

Die KICs sind die operativen Einheiten des EIT. Sie sollen mit innovationsorientierter Spitzenforschung und Ausbildung sowie durch die Verbreitung vorbildlicher innovativer Verfahren die internationale Wettbewerbsfähigkeit Europas verbessern. Im Dezember sollen die ersten drei KICs genehmigt werden.

Organisatorisches

Das von der TU Graz beantragte Großprojekt, das Universitäten, Forschungseinrichtungen und politische Entscheidungsträger zu einem Innovations-Cluster im Bereich der nachhaltigen Energie verbinden soll, ist auf 15 Jahre anberaumt. Die Einrichtung ist als GmbH mit Hauptsitz in Graz und Zweigstellen zunächst in Hamburg, Twente und Trento geplant, schilderte Brigitte Hasewend, als treibende Kraft hinter der Bewerbung für "eCANDO" von der TU Graz. Ausgehend von sechs europäischen strategischen Hauptpartnern, die wiederum Cluster von Unternehmen und wissenschaftlichen Partnern mitnehmen würden, seien insgesamt 262 Partner beteiligt, davon über 30 österreichische Unternehmen.

"Wir haben Commitments von den Partnern in der Höhe von 120 Millionen Euro pro Jahr über die ersten vier Jahre verbuchen können", so Hasewend über das Projektvolumen. Das EIT-Governing Board habe lediglich mit 50 bis 100 Millionen Euro gerechnet. Insgesamt soll es 500 akademische Absolventen pro Jahr geben, darüber hinaus soll auch die professionelle Weiterbildung vorangetrieben werden. Im geplanten KIC seien in der Anfangsphase 1.500 Mitarbeiter beschäftigt. "Der Pool ist aber weitaus größer mit allen 262 beteiligten Partnern. Hier geht es um eine Manpower von 400.000 Menschen, die forschend und lehrend tätig sind und eine potenzielle Summe von 250.000 Studierenden, die wir in unserem Konsortium mit unseren Partnern einbringen können."

Hasewend schätzt, dass EU-weit rund zehn Konsortien Anträge für den Bereich nachhaltige Energie einreichen. "Fünf Konsortien sind wirklich ernst zu nehmen", so Hasewend. Die Entscheidung fällt nach einer Anhörung der drei besten am 17. Dezember.

"Die TU Graz kann auf eine breite Wissensbasis im Feld der erneuerbaren Energie zurückgreifen, auf sehr gute Kontakte zur Wirtschaft und auf eine Reihe erfolgreicher Spin-offs. Wir kooperieren seit vielen Jahren erfolgreich mit nationalen und internationalen Forschungs- und Wirtschaftspartnern und sind an mehreren energierelevanten Kompetenzzentren beteiligt", schilderte Hasewend. "Mit der Bewerbung um einen europäischen Wissens- und Innovationscluster im Bereich nachhaltige Energien will die TU Graz internationales Know-how bündeln, Innovationen vorantreiben und den Unternehmergeist in diesem zukunftsträchtigen Wirtschafts- und Wissenschaftszweig anfachen", erklärte TU-Rektor Hans Sünkel.

Partner

Neben den relevanten Forschungsinstitutionen Österreichs, rund 30 größeren Unternehmen bis hin zu regionalen KMU hat die TU Graz als Koordinatorin auch europäische Partner gewonnen: die Fondazione Bruno Kessler (FBK) sowie die Universität Trento in Italien, die Universität von Twente in den Niederlanden sowie die TU Hamburg-Harburg (TUHH) in Deutschland. Diese Partner sollen vier Standorte betreiben, die in einer Holding mit Standort Graz zusammengeführt werden. In den kommenden Jahren sind zwei weitere Standorte im Südwesten sowie im Osten Europas geplant.

Für Wissenschaftsminister Johannes Hahn schärft die Bewerbung der TU Graz "das Profil der Universität und stärkt den Wissenschaftsstandort Steiermark". Initiativen wie diese seien die Grundlage, damit Österreich eine starke Position in der europäischen Forschungslandschaft einnehmen könne. Dass die Bewerbung um den Hauptsitz des EIT nicht an Wien und Bratislava, sondern an Budapest gefallen ist, sieht Hahn mittlerweile gelassen: "Wenn wir ein KIC bekommen mit dem Lead Management, dann tausche ich dafür manche Headquarters ein. Mir ist das operative Headquarter lieber als das bürokratische. Dort sind nämlich nur 80 Leute beschäftigt und hier ein paar Hundert." (APA)