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Laut einer Umfrage befürworten nur 36,2 Prozent der Österreicher die EU-Verordnung 244/2009, die ab 1. September schrittweise die Erzeugung und den Import bestimmter Glühbirnen untersagt.

Foto: AP/Thomas Kienzle

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Grafik: APA

Der Wolframfaden erlischt allmählich, die Regale werden sich leeren, aber bis die letzte Glühbirne verschwunden ist, wird es eine Weile dauern. Am 1. September tritt die erste Stufe zur Abschaffung in Kraft.

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Wien - Nach 120-jähriger Regentschaft verschwindet die Glühbirne langsam aus den Haushalten. Doch warum ihr nachweinen? Aus der extremen Ineffizienz der veralteten Technologie - nur fünf Prozent der Energie dient der Lichterzeugung, der Rest verpufft als Wärme - ergibt sich nicht nur eine Mehrbelastung für das Haushaltsbudget, sondern durch hohe CO2-Werte auch für die Umwelt. Für die Birne muss fünfmal mehr Strom aufgewendet werden, um die gleiche Lichtausbeute von Energiesparlampen (ESL) zu erhalten.

Dieses Ungleichgewicht will die EU-Verordnung 244/2009, die am 1. September inKraft tritt, beseitigen. Durch die verordnete Umstellung auf energieeffiziente Leuchtmittel sollen EU-weit jährlich 32 Mio. Tonnen weniger CO2 ausgestoßen und den Haushalten elf Mrd. Euro an Stromkosten erspart werden. Zunächst werden alle klaren 100-Watt- sowie alle matten Glühbirnen aus der Produktion genommen. Schritt für Schritt sollen bis 2012 alle Klarglasglühbirnen durch energiesparendere Lampen ersetzt werden (siehe Grafik).

Bei den Bürgern scheint der Sinn der Maßnahme jedoch noch nicht angekommen zu sein:63,8 Prozent von 1000 befragten Österreichern halten die Regelung für"wenig oder gar nicht sinnvoll" , präsentierte am Mittwoch der Altlampen-Entsorger UFH ein aktuelles Umfrageergebnis. Hauptgrund der Abwehrhaltung der Österreicher sei zu wenig Information für den Kunden, erklärt Johann Hatzenbichler, Beleuchtungsexperte im Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie.

Während manche Medien die EU-Verordnung stark kritisierten, verwies die EUselbst darauf, es sich bei der Umsetzung um eine mit NGOs und anderen Organisationen lange diskuktierte Initiative handle. Auch die Grünen stimmten der Verordnung im EU-Parlament als "positiven Schritt in die richtige Richtung" zu, auch wenn sie nur einen Teil umfassend notwendiger Maßnahmen darstelle. Global 2000, eine der großen Umweltschutzorganisation Österreichs, bezeichnet die Energiesparlampen als Alternative mit dem größten Vorteil. Gegen den Vorwurf des Lobbyings wendet Hatzenbichler ein, dass durch die Umstellung auf langlebigere Produkte der Absatz für die Hersteller von Leuchtkörpern für den Haushalt zurückgehen werde.

Argumente aus gesundheitlicher Sicht, etwa dass das Licht von Energiesparlampen zu Augenleiden oder sogar hormonbedingt bis zu Brustkrebs führen könne, entkräfteten medizinische Experten. Der Blaulicht-Anteil in Energiesparlampen sei "so minimal gering" , dass dieses keine Auswirkungen hätte, erklärte Ursula Schmidt-Erfurth, Leiterin der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie am AKH Wien zum Standard. Auch gäbe es ausführliche Studien die Auswirkung auf Hormondrüsen widerlegen.

Auf der Plusseite kommt u.a. eine Untersuchung der TU Berlin zum Schluss, dass das Potential zur Klimaerwärmung von Energiesparlampen nur ein Viertel des Potentials einer Glühlampe liege.

Auch die von Kritikern befürchtete Quecksilberbelastung durch Energiesparlampen scheinen nicht gegeben. Beim Zerbrechen einer ESL werde nur eine so minimale Menge an Quecksilber frei, dass es zu keinen gesundheitlichen Schäden kommen könne, sagt UFH-Geschäftsführer Helmut Kolba. Und auch bei der Stromerzeugung aus Kohle entstehe Quecksilber, bei weiterer Verwendung von Glühbirnen daher mit höherem Strombedarf mehr als bei Energiesparlampen. Dies geht aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage hervor. Damit könnte mit ESL Vierfünftel des Quecksilbers bei der Energie zur Beleuchtung eingespart werden. Laut UHF falle selbst bei unsachgemäßer Entsorgung von ESL nur ein Prozent mehr Quecksilber im Sondermüll an.

Mit 1. September sind die Glühbirnen aber nicht verboten, sie können weiter gekauft und benutzt werden. Deutsche und Österreicher decken sich noch kräftig damit ein, registriert der zweitgrößte europäische Hersteller, die Siemens-Tochter Osram. Während in ganz Europa der Umsatz mit Glühlampen stark zurückgeht, sind Österreich und Deutschland leuchtende Ausnahmen. (Markus Pachinger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.8.2009)