Wenn der PC plötzlich so laut wird, dass er abzuheben scheint, und sich erst wieder beruhigt, wenn man dagegentritt, ist das Tribologie. Wenn der Zahnarzt mit dem Bohrer mit 200.000 Umdrehungen pro Minute einen Backenzahn bearbeitet, ist das Tribologie. Oder wenn man mit Stöckelschuhen auf einem frisch geputzten Steinboden ausrutscht - ebenfalls Tribologie, also die Lehre von Reibung, Schmierung und Verschleiß.

"Tribologie ist überall", findet Andreas Pauschitz, Geschäftsführer des Wiener Neustädter Kompetenzzentrums für Tribologie (AC2T). Dort beschäftigt man sich aber nicht nur mit alltäglichen Problemen, wie etwa dem Verhalten von Schmierstoffen in Lagern wie etwa in Lüftungen von PCs oder mit der Wechselwirkung zwischen Schuhsohlen und Böden.

"Hauptziel ist eine längere Funktionsfähigkeit von Systemen und Produkten", erklärt Pauschitz. "Gelingt es, den Verschleiß zu reduzieren, kann die Haltbarkeit erhöht und der Materialeinsatz minimiert werden. Reibung als bewegungshemmende Kraft bestimmt den Energieeinsatz", verweist Pauschitz auf die Bedeutung der tribologischen Forschung für Umweltschutz und CO2-Reduktion.

AC2T ist eines von drei Konsortien, die sich im Rahmen des Förderprogramms Comet um eines von zwei Top-Kompetenzzentren namens "K2" beworben haben. Gemeinsam mit 72 industriellen und 24 wissenschaftlichen Partnern soll ab 2010 im "European Excellence Center of Tribology" Hightech-Forschung betrieben werden, etwa um den Verschleiß auf Nanometerbasis zu messen, ideale Schmierstoffe zu simulieren oder mit nanoskaligen Partikeln neuartige Werkstoffe zur Optimierung der Reibung herzustellen. "Wir betreiben quasi Verhaltensforschung von Materialien und Oberflächen", sagt Pauschitz. Knapp 30 Projekte sind in Planung, das veranschlagte Budget beläuft sich auf 63 Millionen Euro in den ersten fünf Jahren. Danach kann auf weitere fünf Jahre verlängert werden.

Alpenleben und Bio-Kunststoff

Weiters im Rennen um ein K2-Spitzenforschungszentrum ist "alpS - Centre for Climate Change Adaption Technologies": Die Uni Innsbruck und das Forschungszentrum alpS wollen mit 46 wissenschaftlichen Partnern und 78 Unternehmen Anpassungsstrategien und -technologien für den Klimawandel entwickeln. In etwa 30 Projekten soll untersucht werden, wie sich künftige globale Veränderungen auf das Leben in Gebirgsräumen auswirken und was das für Landnutzung, Wasserressourcen und Energieversorgung bedeutet.

Der dritte K2-Antrag kommt von einem Wiener und einem Grazer Kompetenzzentrum, die mithilfe von sechs Unis und 40 Firmen im "Austrian Centre of Industrial Biotechnology (ACIB)" Verfahren vorantreiben wollen, die zur Gewinnung von Bio-Pharmazeutika und Bio-Kunststoffen aus biologischen Organismen dienen sollen.

Welche Konsortien den Zuschlag für ein von Infrastruktur- und Wirtschaftsministerium sowie den Ländern gefördertes Top-Forschungszentrum erhalten und welchem der drei Bewerber es nicht gelingen wird, den symbolischen K2 zu erklimmen, wird sich Anfang November entscheiden. Derzeit ist noch alles offen: Das Begutachtungsverfahren läuft noch bis Mitte September, dann folgt ein Hearing der K2-Kandidaten. (kri/DER STANDARD, Printausgabe, 26.08.2009)