Ich gebe ja zu, dass ich mich mit diesen Navigationsgeräten nicht so recht anfreunden kann. Ich reise lieber mit diesen unzusammenfaltbaren Straßenkarten - dabei entgeht mir leider viel, vor allem spontanes Kennenlernen nie angestrebter Weltgegenden.

Ein wenig beneide ich daher dieses schwedische Pärchen, das jüngst im norditalienischen Carpi nach der Blauen Grotte fragte - um zu entdecken, dass es Capri mit Tippfehler ins Navi eingegeben hatte. Das Fehlen des Meeres, das die Insel Capri zu umspülen pflegt, war den beiden nicht weiter aufgefallen.

Ich bin aber sicher, dass sie in Carpi glücklich waren. Während sich Massen schwitzender Touristenkörper 600 Kilometer weiter südlich in irgendwelche Grotten rudern ließen, waren unsere zwei Verirrten bestimmt binnen Stunden stadtbekannt, vom Bürgermeister getröstet in ein hübsches Hotel in kühlen Renaissance-Gemäuern einquartiert, mit Caprese (zum Trost), Espresso e Grappa gelabt.

Ich steige jetzt auch auf Navi um, ich will die Welt spontan erleben. Und den Streit mit meinem Mitfahrer, wer die Eingabe des Reiseziels versemmelt hat, den werd ich schon gewinnen. (DER STANDARD Printausgabe, 26.08.2009)