Legt General Motors beim Verkauf von Opel den Rückwärtsgang ein? Das Szenario, dass Detroit das Europageschäft nicht so einfach aus der Hand gibt, macht seit Tagen die Runde. Was halb Deutschland auf die Palme bringt, ist ein genialer Schachzug der dank Entschuldung via Insolvenz und Staatsmilliarden erstarkten Amerikaner.

Einerseits hat Opel samt britischer Schwester Vauxhall in der Vergangenheit eine um Längen bessere Modellpolitik unter Beweis gestellt als GM. Andererseits würde man sich mit der Abgabe der Töchter um Wachstumschancen in Zukunftsmärkten wie Russland bringen.

Dennoch ist die Kehrtwende des einst weltgrößten Autobauers alles andere als wahrscheinlich, fehlt doch eine Finanzierung für angelaufene Kosten und notwendige Investitionen. Die US-Staatshilfen dürfen nicht im Ausland ausgegeben werden, und eine alternative Geldbeschaffung erscheint ziemlich fraglich. Sinnvoll ist die neue Option dennoch. Nämlich um ein Druckmittel für den Verkauf an den favorisierten Bieter Ripplewood aufzubauen.

Der Finanzinvestor wäre als Opel-Teilhaber mehr ein Strohmann und würde das Europageschäft nach erfolgter Sanierung wohl an GMzurückgeben. Dass Deutschland partout nur dem Duo Magna-Sberbank mit Staatshilfen beispringen will, ist nicht nur aus Detroiter Sicht unverständlich. Die taktischen Fehler Berlins nutzen die cleveren Amerikaner schamlos aus, um ihre Interessen durchzusetzen. Dass kann man ihnen wirklich nicht zum Vorwurf machen.(DER STANDARD; Print-Ausgabe, 26.8.2009)