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In der Wannen-Rodelbahn rutscht die Rodel ohne Führung.

Foto: dpa/Jens Büttner

Wien - Auf den rund 40 Sommerrodelbahnen in Österreich werden jedes Jahr etwa 2,8 Millionen Fahrten absolviert. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 40km/h den Berg hinunter zu sausen ist aber nicht ungefährlich: Jährlich verletzen sich rund 400 Menschen beim Sommerrodeln in Österreich so schwer, dass sie im Spital behandelt werden müssen. Besonders häufig sind Prellungen, Knochenbrüche und Abschürfungen, die sich vor allem an den Knien, Oberschenkeln, Schultern und Fingern wiederfinden.

Distanz zu gering

Beim Sommerrodeln fährt man eine Strecke entlang eines Hanges abwärts, die Geschwindigkeit wird vom Benutzer während der Bergabfahrt mit einer Bremse gesteuert. Der Fahrer selbst entscheidet, ob er langsam oder schnell fährt und den Abstand zum Vorausfahrenden einhält. "Hier liegt die Gefährlichkeit der Rodelbahnen: Ein Viertel aller Unfälle passiert durch zu schnelles Fahren, ein weiteres Viertel durch Zusammenstöße auf der Rodelbahn, weil der Abstand nicht eingehalten wird. Durch den Aufprall kann es sogar zu Kopf- und Wirbelsäulenverletzungen kommen", warnt  Anton Dunzendorfer, Leiter des Bereichs Heim, Freizeit & Sport im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV).

Wannen- oder Schienen-Rodelbahn

Generell wird zwischen Wannen-Rodelbahnen und Schienen-Rodelbahnen unterschieden. Bei ersteren hat die Fahrbahn die Form einer Wanne oder Rinne, in der die Rodel ohne weitere Spurführung rutscht oder rollt. In Kurven schwingen die Gefährte die Wände des Kanals hinauf und können bei starken Kurven und zu hoher Geschwindigkeit aus der Bahn rutschen. Bei Schienen-Rodelbahnen kann die Rodel die Schiene nicht verlassen, die Benutzer sind meist angeschnallt, sodass ein Herausfallen aus der Bahn nahezu ausgeschlossen ist. "Die beiden Bahntypen bieten unterschiedliche Fahrerlebnisse: Während man auf der Schienenbahn wie auf einer Achterbahn fährt, bei der man die Geschwindigkeit regeln kann, ist bei der Wannenbahn das Fahren durch die überhöhten Kurven bei jeder Fahrt anders. Die Geschwindigkeit variiert von Fahrt zu Fahrt. Das gefällt den Benutzern, birgt jedoch ein gewisses Risiko, wenn der Kurvenauslauf nicht erhöht ist und das Gefährt aus der Bahn geschleudert wird", erklärt Dunzendorfer.

An manchen Bahnen besteht darüber hinaus die Gefahr großflächiger Hautabschürfungen, wenn statt glatter Oberflächenmaterialien Eternit- oder Betonoberflächen vorhanden sind. Besser geeignet sind glasfaserverstärkter Kunststoff oder Metall.

Größe und Alter entscheiden

Im Auftrag des Bundesministeriums für Soziales und Konsumentenschutz (BMSK) analysierte das KfV die Sicherheit von Sommerrodelbahnen. Zu den zentralen Empfehlungen zählt neben der bestehenden Altersgrenze für Benutzer die Angabe einer Mindestgröße. Denn vor allem bei Schienenbahnen haben kleine Kinder Schwierigkeiten, den Bremshebel nach vorne zu drücken. "Im Startbereich sollte darauf geachtet werden, dass der Mindestabstand zwischen den Benutzern eingehalten wird. Das kann durch Aufsichtspersonal, aber auch durch elektronische oder mechanische Blockiersysteme erfolgen", sagt Dunzendorfer. Sollte es dennoch zu Zusammenstößen kommen, kann eine Rückenlehne an der Rodel Rückenverletzungen verhindern oder zumindest mildern. Hilfreich wäre außerdem ein System, das Benutzer darauf hinweist, gegebenenfalls die Geschwindigkeit zu reduzieren oder das situationsbedingt selbst die Geschwindigkeit der Rodel beeinflusst. "Ohne die Eigenverantwortung der Bahnbenutzer nützt die sicherste Bahn allerdings nichts. Wir appellieren daher an die Sommerrodler die Mindestabstände zu beachten und mit der Geschwindigkeit nicht zu übertreiben", rät Dunzendorfer. (red)