Ausgerüstet für letzte Reinigungsarbeiten und unterwegs in Sachen "Sunshine Cleaning".

Foto: Einhorn

Wien - Vor drei Jahren entwickelte sich eine US-Indie-Komödie namens Little Miss Sunshine zum Publikums- und Kritikerliebling. Für die Produktionsfirma Big Beach war dieser Überraschungserfolg offenbar Anstoß dafür, den Versuch zu unternehmen, aus dem gut eingeführten Titel gleich eine Marke zu entwickeln. Unter deren sonnigem Dach versammelte sich folglich 2008 in Sunshine Cleaning eine andere leicht dysfunktionale Filmfamilie:

Joe Norkowski (Alan Arkin) hat seine beiden Töchter Rose und Norah alleine groß gezogen. Gelegenheitsjobberin Norah (Emily Blunt) wohnt immer noch in seinem Haus. Rose (Amy Adams) lebt allein mit ihrem siebenjährigen Sohn Oscar (Jason Spevack) und kommt als Mitarbeiterin eines Putzservice eher schlecht über die Runden. Die Geldprobleme steigen, das Selbstwertgefühl sinkt.

Da erfährt Rose eines Tages, dass sich auch als Reinigungsfachkraft richtig gut verdienen lässt, wenn man nur die Gefilde üblicher Hausarbeit verlässt und sich statt mit Staub und schmutziger Wäsche mit der sachgerechten Entfernung von Blut und anderen biologisch riskanten Hinterlassenschaften auseinandersetzen muss.

Diese Vorgabe könnte leicht zu allerhand spekulativen Ekel-Einlagen führen. Roses Fertigkeiten, die sie mittels Learning by Doing erwirbt, sind beispielsweise gefragt, wenn sich einer mitten im Waffenladen das Hirn aus dem Schädel ballert. Oder wenn es gilt, ein Haus nach dem Ableben einer Messie-Mutter wieder bewohnbar zu machen.

Und tatsächlich ist der rutschige Boden zu verlockend, um nicht auch einmal jemanden hinfallen zu lassen. Aber Sunshine Cleaning, den Megan Holly geschrieben und Christine Jeffs inszeniert hat, schafft es, in erster Linie bei seinen Figuren zu bleiben. Für deren Ausgestaltung stehen ihm wiederum verlässliche Akteure zur Verfügung: Alan Arkin setzt seine Sätze mit dem ihm eigenen Ingrimm. Die famose Mimin Mary Lynn Rajskub - eine weitere personelle Konstante der Marke "Sunshine" - hinterlässt in einer Nebenrolle einmal mehr einen bleibenden Eindruck. Amy Adams und Emily Blunt nutzen die Gelegenheit, sich weiter im Charakterfach zu profilieren.

Beziehungs-Räumarbeit

Schließlich dreht sich Sunshine Cleaning auch nicht unwesentlich um die Beziehung der beiden erwachsenen Schwestern, die ein wirtschaftliches Zweckbündnis eingehen, das sich noch lange nicht als funktionierendes Familienunternehmen erweist. Auch die Gegenwart der mürrischen Norkowskis ist von den Nachwirkungen eines lange zurückliegenden Todesfalles gezeichnet.

Und so erzählt Sunshine Cleaning - bei aller Nüchternheit, die er gegenüber den praktischen Aufräumarbeiten entwickelt - letztlich eine wehmütig-komische Geschichte über all das, was zurückbleibt und sich nicht mit Einsatz von Chemie und Technik tilgen lässt. (Isabella Reicher, DER STANDARD/Printausgabe, 25.08.2009)