Teheran - Die Nominierung von drei Frauen für das Kabinett des iranischen Präsident Mahmoud Ahmadinejad hat zu einer scharfen Debatte unter iranischen Geistlichen geführt. Ein ultrakonservativer Abgeordneter sagte der Zeitung "Tehran Emrouz", es bestünden "religiöse Zweifel" an der Führungsfähigkeit von Frauen. Zudem wurde Kritik an einem designierten Minister laut, der nach argentinischen Angaben per internationalem Haftbefehl gesucht wird.

Rat von Khameinei eingefordert

"Es bestehen religiöse Zweifel an der Führungsfähigkeit von Frauen, das sollte die Regierung berücksichtigen", sagte der Abgeordnete Mohammad Taghi Rahbar der konservativen Zeitung. Seine Gruppierung im Parlament wolle dazu den Rat des obersten geistlichen Führers des Landes, Ayatollah Ali Khamenei, einholen. Sollte Khamenei sich dazu äußern, werde sich die religiöse Gruppierung seiner Meinung anschließen. Zudem sagte Rahbar der Zeitung, er werde in seiner Ansicht von ranghohen Geistlichen wie Ayatollah Nasser Makarem Shirazi und Lotfollah Safi Golpaigani unterstützt, die von Ahmadinejad fordern, ihre Bedenken zu berücksichtigen.

Drei Frauen im Kabinett

Ayatollah Yussef Tabataba, der in Isfahan wöchentlich die Freitagspredigt hält, sagte derselben Zeitung, er hoffe, dass das Parlament die Worte des Präsidenten zu Ministerinnen "nicht akzeptieren" werde. Ahmadinejad hatte am Donnerstag seine Entscheidung verteidigt, Frauen ins Kabinett zu holen. Die Entscheidung sei das Ergebnis einer "gründlichen Untersuchung".

Demgegenüber unterstützte der reformorientierte Geistliche Hossein Moussavi Tabrizi die Nominierung der Frauen für Ministerposten. Frauen seien "fähig, verschiedene soziale Aktivitäten zu vollbringen", darunter auch Ministeraufgaben, sagte er der reformorientierten Zeitung "Aftab-e Yazd" am Samstag.

Verstimmung in Argentinien wegen Verteidigungsminister

Zudem geriet der designierte iranische Verteidigungsminister Ahmad Vahidi in die Kritik. Nach Angaben der argentinischen Staatsanwaltschaft wird er wegen mutmaßlicher Beteiligung an einem Anschlag in Buenos Aires vor 15 Jahren per internationalem Haftbefehl gesucht. Zudem liege gegen ihn ein argentinischer Haftbefehl vor, sagte Staatsanwalt Alberto Nisman. Er soll in einen Anschlag auf ein jüdisches Kulturzentrum im Juli 1994 verstrickt sein, bei dem 85 Menschen getötet und 300 verletzt wurden.

Das argentinische Außenministerium bezeichnete die Nominierung Vahidis als einen "Affront gegen die argentinische Justiz und die Opfer der Terrorattacke". Seine Nominierung sei mit "ernsthafter Besorgnis" aufgenommen worden. Ein Sprecher des US-Außenministeriums bezeichnete es als "beunruhigend", sollte Vahidi Verteidigungsminister werden und tatsächlich von der internationalen Polizeibehörde gesucht werden.

"Zionistische Verschwörung"

Teheran wies die Informationen scharf zurück und bezeichnete den Vorfall als "zionistische Verschwörung". "Das kann nicht richtig sein", sagte ein Sprecher Ahmadinejads. Andernfalls seien er und die iranische Polizei über einen Haftbefehl informiert worden.

Der iranische Rechnungshof suspendierte unterdessen laut einem Zeitungsbericht Ahmadinejads engen Vertrauten Esfandiar Rahim Mashaie für zwei Monate wegen angeblichen früheren Machtmissbrauchs vom Dienst. Er habe einem Angestellten der Organisation für Tourismus und kulturelles Erbe, die er während Ahmadinejads erster Amtszeit leitete, "finanzielle Befugnisse" gewährt, berichtete am Samstag die iranische Wirtschaftszeitung "Sarmayeh". (APA/AFP)