Das war jetzt wieder notwendig wie die Fußpilzsalbe nach dem Fitnesscenterbesuch ohne Badeschlapfen. Normalerweise, wenn man ein Presse-Motorrad übernimmt, wird einem eh alles erklärt. Vom richtigen Aufsitzen über wo das Verbandspackl steckt und wie das Anstarten geht bis hin zum Blinker und der Seitenständerbedienung.

Foto: gluschitsch.com

Doch ich hab den Hubert dort unterbrochen, wo er grad das Sitzbankerl der Moto Guzzi Griso 8V ie abmontiert, um mir das Verbandspackl zu zeigen - die Verbandspackl sind immer unterm Sitz, außer bei der WR250X, da sind sie der Schlüsselanhänger -, hab ihm dankend den Schlüssel und die Papiere aus der Hand gerissen, ihm ein Bussi geschmissen und bin bei der Ausfahrt raus. Klar, der Herr glu ist ja so supergscheit und weiß alles.

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Blinken ist ja nicht mein größtes Hobby. Weder beim Autofahren noch auf der Maschin. Wenn ich ganz gut aufgelegt bin, geb ich auf der Autobahn vorm Spurwechsel ein Handzeichen, aber Blinken...

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Und grad jetzt, wo ich einmal blinken will, um ausnahmsweise anzuzeigen, dass ich da abbiege, hupt mich der Depp, der eh schon neben mir fährt, an. Vielleicht doch weiter nicht blinken...

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Bei der nächsten Kreuzung plagt mich das schlechte Gewissen, und ich hupe wieder. Ja zefix. Ah, da ist das Problem. Hupe und Blinkerschalter sind hier anders montiert als bei jedem anderen Motorrad. Das ist an und für sich kein Problem, wenn man es weiß, geschweige denn, wenn man es gewohnt ist.

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Wenn man aber an der Kreuzung steht und vor sich hin hupt, dann schauen schon alle. Ungut ist das vor allem deswegen, weil bei der Guzzi sowieso schon alle schauen.

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Das heißt, die staunende Menge schaut dir beim stupiden Hornen zu. "So ein schönes Motorradl und dann fahrt so ein Depp damit!" Wer sicher nicht geschaut hat, war der Vollkoffer in der blauen Sitzbadewanne, der mich geschnitten hat.

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Es hat ihm wohl nix ausgemacht, dass ich ihn wutentbrannt anblinkte. Der Auflauf, der entsteht, wenn man die Guzzi irgendwo abstellt, ist außergewöhnlich.

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Die Griso ist superfesch, ein klassisches Motorrad, und zieht junge Frauen, reife Herrn, im Alter vorgerrückte Damen, Bobos und Tussis genauso an wie die Konditorei die Weight-Watchers. "So ein fesches Motorrad", "So ein schönes Radl", "Pfoah fesch" sind die Kommentare, die der Guzzi entgegenfliegen.

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Nur alte Damen erinnern sich: "Auf so einer Maschin hab ich damals meine Unschuld verloren", und Männer über 60 animiert die Guzzi zu Geschichten von damals, als sie mit der Guzzi die Laverda verheizt haben...

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Wie die Guzzi damals, hat die Griso 8V immer noch einen luftgekühlten, quer eingebauten 90°-V2 Motor, der sie am Stand herumrüttelt wie ich als 14-jähriger am Watschenbaum.

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Damit sind die Gemeinsamkeiten aber schon ziemlich erledigt: Der Motor der neuen Guzzi ist zum Großteil komplett neu: größere Kolben und vier Ventile pro Zylinderkopf, die auf italienisch "Quattrovalvole" heißen und so locker als Refrain für einen Adriano Celentano-Hit reichen.

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Einen Haufen Arbeit ins Rennen - und einen schnellen Blick zu Suzuki - warf Guzzi bei der Entwicklung des Ölkreislaufs.

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Der 1151 Kubikzentimeter große, luftgekühlte V2 braucht ein bisserl kühlendes Öl an den Auslaufventilen und am Kolben.

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Deswegen hat der Motor spezielle Bohrungen, und die beiden koaxialen Ölpumpen liefern bis zu 25 Liter Öl pro Minute und konkurrieren damit locker mit jeder italienischen Olivenpresse.

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Das Update beschert der Griso nun 110 PS bei 7500 Umdrehungen - das sind 22 PS mehr als bei der Vorgängerin - und das Drehmoment wächst auf 109 Newtonmeter. Nix zu motzen gibt es auch am Kardanantrieb oder den Brembo-Bremsen.

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Das Fahrwerk ist straff wie die Gesichtszüge von Ornella Muti gleich nach dem Lifting.

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Und die Guzzi hat mit ihrem extravaganten Endschalldämpfer eine edlere Röhre als Vasco Rossi, wenn ihn der Fußpilz plagt. (Guido Gluschitsch, Foto: www.gluschitsch.com)

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