Die positiven makroökonomischen Frühindikatoren haben sich zuletzt auch am Schweizer Aktienmarkt bemerkbar gemacht. Erstmals seit November 2006 hat der Swiss Market Index wieder an der 6000 Punkte-Marke angeklopft.

Nichtsdestotrotz bleiben viele Anleger skeptisch und haben vorerst noch nicht an der Rallye teilgenommen. "Momentan liegt noch sehr viel Liquidität bei den Investoren brach", so Marc Hänni, Manager des Raiffeisen Futura Swiss Stock.

Die Top Schweiz Aktienfonds

Seit Jahresbeginn haben sämtliche Fonds der Assetklasse eine positive Performance hingelegt. Die Bandbreite liegt zwischen +9,35 und +16,74 Prozent. Aktueller Rankingsieger auf Basis der risikoadjustierten Rendite (Sharpe Ratio) ist Marc Hänni's Raiffeisen Futura Swiss Stock. In den ersten Monaten des Jahres hat er Anlegern eine Wertentwicklung von +15,93 Prozent gebracht.

Auf Dreijahres- und Fünfjahressicht beträgt die durchschnittliche jährliche Performance des Rankingsiegers -1,62 bzw. +9,66 Prozent. Marc Hänni, Vontobel, wendet nach eigenen Angaben einen Bottom-up-Ansatz an. Matthias Egger, Manager des Zürich Invest Aktien Schweiz der DWS, sucht im Rahmen der Titelselektion - die auf einem quantitativen Modell und einer quantitativen Analyse basiert - insbesondere nach Katalysatoren die eine positive Kursbewegung des jeweiligen Titels auslösen können.

Der performancestärkste Fonds

Mit einem Plus von 14,17 Prozent zählt der DWS Zürich Invest Aktien Schweiz zu den drei performancestärksten Fonds seit Jahresbeginn. Bester Fonds über diesen Zeitraum ist der DWS (CH) Helvetia Aktien 130/30 (+16,74) der ebenfalls von Matthias Egger gemanagt wird. Der Experte glaubt, dass die Schweizer Konjunktur mittlerweile ihren Boden gefunden hat. "Die laufenden Indikatoren, insbesondere der Einkaufsmanagerindex, zeigen auf, dass sich der Abwärtstrend abgeschwächt hat und wir in den nächsten sechs bis zwölf Monaten wieder zu Wachstum zurückkehren sollten", so Egger.

Rückschläge an der Börse sind nach wie vor möglich

Für Experten steht fest, dass die zuletzt zarte konjunkturelle Aufwärtsbewegung vom Staat sowie vom Zyklus der Lagerbewirtschaftung gestützt wird. "Die Investitionstätigkeit ist immer noch schwach. Daher kann es auch im Verlauf der nächsten Monate zu Rückschlägen an der Börse kommen", findet etwa Marc Hänni, Vontobel. Auf kurze Sicht würde der Kursverlauf primär davon abhängig sein, inwieweit der Nachrichtenfluss den Glauben an einen anhaltenden Aufschwung bekräftigt.

Konjunkturrückgang in der Schweiz eher gering

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ist der Konjunkturrückgang in der Schweiz vergleichsweise gering ausgefallen. Während etwa das reale BIP in Deutschland im ersten Quartal 2009 um 6,7 Prozent eingebrochen ist waren es in der Schweiz nur 2,4 Prozent. "Und das bei einer ähnlich starken Exportorientierung der beiden Volkswirtschaften", so Dominik Brunner, Manager des UBS (CH) Inst Fd - Eq Switzerland B.

Schweizer Unternehmen vom Ausland abhängig

Tatsächlich ist ein Großteil der Schweizer Unternehmen in erster Linie von der Konjunkturentwicklung im Ausland abhängig - nur ein kleiner Umsatzanteil wird im Inland erwirtschaftet. Diese Abhängigkeit widerspiegelt sich auch am Aktienmarkt. "Entscheidend für den weiteren Verlauf des Schweizer Aktienmarktes sind daher Indikatoren wie der PMI Index und entsprechende Indizes in Amerika, Europa und Asien", so DWS-Fondsmanager Matthias Egger.

Einfluss der Wechselkurse sind nicht zu unterschätzen

Für die Experten von Michel & Cortesi Asset Management sind vor allem die Wechselkurse des Schweizer Frankens zum Euro und zum US Dollar ein wichtiger Einflussfaktor auf den Schweizer Aktienmarkt. Dazu komme die Zinspolitik der Notenbank sowie indirekt auch jene der EZB. Die Gewinnentwicklung für den Gesamtmarkt schätzen sie als relativ positiv an. Das sei in erster Linie darauf zurückzuführen, dass groß kapitalisierte Werte wie Nestlé, Novartis und Roche eine stabile Gewinnentwicklung aufweisen.

Gewinne werden 2009 geringer ausfallen

"Eine große Anzahl von Firmen wird aber deutlich geringere Gewinne ausweisen als 2008. Es muss damit gerechnet werden, dass auch 2010 ein schwieriges Jahr sein wird und die Gewinne nicht deutlich ansteigen werden", so Franco Cortesi, Silvio Jagunic und Thomas Michel, von Michel & Cortesi Asset Management, unisono gegenüber e-fundresearch. Auch UBS-Senior Portfolio Manager Dominik Brunner geht von einer langsamen Erholung aus. Insgesamt rechnet er für den Schweizer Aktienmarkt mit einem Gewinnwachstum von rund 20 Prozent.

Über- und Untergewichtungen in den Fonds

Dominik Brunner hat nach eigenen Angaben derzeit Unternehmen wie Zürich FS, Roche, Nestlé, Holcim und Julius Baer im Portfolio übergewichtet. „Diese Unternehmen zeichnen sich durch gute Marktpositionierungen, solide Bilanzen, gutes Management und relativ attraktive Bewertungen aus", so Brunner. DWS-Fondsmanager Matthias Egger hält derzeit übergewichtete Positionen im Bereich Banken und Versicherungen. "Die Multiples dieser Gesellschaften verharren langfristig gesehen weiterhin auf einem sehr tiefen Niveau", so der Experte.

Zu den größten Übergewichtungen im Raiffeisen Futura Swiss Stock zählt Marc Hänni Holcim, Nobel Biocare, Galenica, Sonova und Geberit. Die größten Untergewichtungen gegenüber dem Referenzindex SPI sind Nestlé, Novartis, Credit Suisse, UBS und Roche. Insgesamt setzt der Fonds auf zyklische Werte unter der Beimischung von defensiven Valoren. Im von Michel & Cortesi Asset Management gemanagten OP Swiss Opportunity (Performance 2009: +14,52 Prozent) sind derzeit Small- und Mid-Caps aus den Sektoren Gesundheitswesen, Industrie, Grundstoffe, Versorger und Retail übergewichtet. Untergewichtet sind hingegen der Nahrungsmittelsektor sowie Finanzwerte.

Positives Szenario für Ende 2009 und 2010 sehr wahrscheinlich

Weitere Kursrückschläge sind nach Angaben von Experten nicht auszuschließen. Trotzdem würde der Markt für mittel- bis langfristig orientierte Investoren attraktive Chancen bieten. Die Wirtschaft könne sich in der zweiten Hälfte 2009 und 2010 besser entwickeln als angenommen. "Das hätte zur Folge, dass die Gewinnschätzungen 2010 und 2011 speziell für zyklische Titel und Finanzunternehmen zu tief sind", so Dominik Brunner. Die Möglichkeit des Eintreffens dieses Szenarios gewichtet er mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 Prozent. Nachsatz: "Wir nehmen deshalb in unserer Portfoliostrategie graduelle Verschiebungen in zyklischere Sektoren vor.