Es wurde ernst mit dem "Spaßauto" von KTM: Die Produktion des X-Bows in Graz wurde vorerst eingestellt.

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Graz - Das ehrgeizige Autoprojekt von KTM-Boss Stefan Pierer, die Produktion des Sportwagens X-Bow, steckt - bereits ein Jahr nach dem Start - in einer tiefen Absatzkrise. Da die Verkaufszahlen im Windschatten der Wirtschaftskrise weit unter den Erwartungen geblieben sind, stellte KTM die Produktion am Standort Graz vorerst ein.

"Modell bleibt sicher im Produktportfolio"

Die Belegschaft konsumiere Resturlaube und Überstunden, heißt es aus dem Betrieb. Der Produktionsstopp sei vorerst bis Ende des Jahres terminisiert. Ab Jänner 2010 sollen wieder X-Bows vom Band rollen. Dies, obzwar man sich auch bei KTM keine Illusionen über einen baldigen Konjunkturaufschwung, speziell im sehr kritischen Segment der Sportwagen, mache.

X-Bow-Sprecher Manfred Wolf am Freitag im Gespräch mit dem STANDARD: "Die Produktion ist zwar vorübergehend eingestellt, die Mitarbeiter haben aber eine Wiedereinstellungsgarantie. Wir haben zuletzt auf Vorrat produziert. Aber eines ist klar: Der Vorstand hat beschlossen, dass man am X-Bow festhalten will. Es gibt vom KTM-Vorstand ein absolutes Commitment zum Produkt Automobil, das X-Bow-Modell bleibt ganz sicher weiter im Produktportfolio - mit weniger Mitarbeitern und geänderter Stückzahl. Die ursprünglich angenommen tausend Stück sind nicht zu verkaufen."

Es sei "ein Fehler" gewesen, in der Anfangsphase die prognostizierte Stückzahl so weit oben anzusiedeln.

Die Zahl der Belegschaft im Grazer KTM Sportcar-Werk wurde zuletzt schon um zwei Drittel auf 25 Mitarbeiter reduziert. Die administrativen Aufgaben wurden mittlerweile von der Mutterfirma KTM Sportmotorcycles am Stammsitz in Mattighofen übernommen.

Vor einem Jahr hieß es noch bei KTM, es lägen 1500 Vorbestellungen vor, 2500 Interessenten seien bereits in der Kartei. Bis dato wurden laut Wolf jedoch nur 500 Autos produziert. 80 Stück liegen auf Halde. Wolf: "Wir hoffen, dass wir sie bis Ende des Jahres noch verkaufen können."

"Sozial nicht verträglich"

Von den in der ersten Euphorie angekündigten 1000 Stück pro Jahr werden wohl nur 200 bis maximal 300 Stück Jahresproduktion überbleiben, sagt Wolf. Aber auch dazu müsste die Konjunktur 2010 anziehen. "Realistischerweise" werde es aber erst 2011 wieder aufwärts gehen. Manfred Wolf: "Es ist momentan einfach schwierig, solche Sport- oder Spaßautos zu verkaufen. Kunden trauen sich einfach nicht, mit einem solchen Spaßauto - in diesen Krisenzeiten- in ihrem Betrieb vorzufahren. Das ist sozial nicht verträglich."

Der Motorrad- und Sportwagenhersteller KTM Sportmotorcycles wurde in den letzten Monaten besonders heftig von der Krise in der Autobranche gebeutelt. Das Land Oberösterreich musste im Juni eine Haftung mit einem Volumen von 33,6 Mio. Euro übernehmen.  (Walter Müller, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23.8.2009)