Infografik: Skylink-Chronologie

Grafik: STANDARD

Leicht hat es Bürgermeister Michael Häupl nicht, er hat 2010 Wahlen.

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Wien - Eines hat das Land Niederösterreich zweifelsohne erreicht: Das Desaster beim Neubau des Terminals Skylink beschäftigt seit Wochen die Öffentlichkeit - und es wird wahrscheinlich weitere personelle Konsequenzen geben.

Die Niederösterreicher, also die ÖVP, wollen sich nicht mehr damit abfinden, dass das "rote Wien" im Vorstand und im Aufsichtsrat des in Schwechat gelegenen Airports die Mehrheit hat, obwohl beide Länder gleich viele Anteile (je 20 Prozent) halten.

Möglich wurde diese Konstellation indirekt durch den Ausstieg der ÖIAG 2001. Bis dahin hielten ÖIAG, Wien und Niederösterreich je 17,38 Prozent der Flughafen-Aktien, zusammen also eine satte Mehrheit von 52,14 Prozent. Als die ÖIAG ihren Anteil verkaufte, erwarb der Flughafen zunächst selbst zehn Prozent der Aktien, um sie anschließend in die eigens dafür gegründete Mitarbeiter-Stiftung zu geben. Die restlichen Anteile kauften zum Teil die beiden Länder zu und der Rest wurde über die Börse verkauft.

Mehrheit für FSG

Diese Mitarbeiter-Stiftung durfte fortan einen Aufsichtsrat entsenden. Da am Flughafen sowohl bei den Arbeitern als auch bei den Angestellten die "Roten" (FSG) eine satte Mehrheit in der Belegschaft haben, war klar, welche Couleur ihr Aufsichtsrat hat: Die Wahl fiel auf Alfred Reiter, Roter, Ex-Investkreditchef. Seit damals haben die roten Kapitalvertreter eine Stimme mehr im Aufsichtsrat. Interessantes Detail: Die Aktien der Mitarbeiter-Stiftung sind nicht mit jenen von Wien und Niederösterreich syndiziert.

Wien und Niederösterreich können laut Satzung je einen Vorstand nominieren. Gerhard Schmid sitzt für Wien, Ernst Gabmann für Niederösterreich. Den dritten (Sprecher Herbert Kaufmann) nominiert der Aufsichtsrat. Also war das seit zehn Jahren immer ein Roter, nämlich Herbert Kaufmann.

Domany hoffnungslos überfordert

Die Hoffnungen, der Niederösterreicher Christian Domany könnte in der Belegschaft mehr "Schwarze" unterbringen, scheiterte kläglich. Genauso hoffnungslos überfordert war Domany mit dem Terminal-Projekt Skylink. Die Niederösterreicher erkannten offenbar rechtzeitig, dass da einiges faul ist, und schickten Ernst Gabmann ins Rennen - auch mit dem Ziel, darauf hinzuweisen, dass es zwar einen Hauptverantwortlichen gab, aber im Grunde der Gesamtvorstand für das Projekt Skylink zuständig ist. Die Idee war (und ist), wieder einen zweier Vorstand (entsandt von Wien und Niederösterreich) am Flughafen zu installieren. Gabmann als Chef und Schmid. Kaufmann sollte als Mitverantwortlicher für den Skylink die Konsequenzen ziehen.

Bisher ist diese Strategie der Niederösterreicher nicht aufgegangen. Aber es sind ja noch einige Gutachten und eine Sonderprüfung ausständig. Und Wiens Bürgermeister Michael Häupl weiß: Wenn nichts geschieht, wird die Opposition im kommenden Wiener Wahlkampf den Skylink in der Endlosschleife spielen.

Dass der Intimus von Landeshauptmann Erwin Pröll, Christoph Herbst, jetzt den Ex-Vorstand der NÖ-Versicherung, Johannes Coreth, an der Spitze des Aufsichtsrates ablöst, ist eine logische Konsequenz der Strategie, endlich am Flughafen mehr Einfluss zu bekommen. Herbst wird mit ziemlicher Sicherheit dem Vorstand das Leben schwerer machen. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23.8.2009)