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Wien - Das Wiener Pharmaunternehmen Intercell will mit seinen Entwicklungen auf dem Impfstoffmarkt ganz vorn mitmischen. Für eine regelrechte Revolution soll dabei ein Vakzine-Pflaster sorgen, mit dem der "Stich" zum Teil ersetzt werden soll.

Prinzip des Pflasters

Dem Impfling wird völlig schmerzlos mit einer Art "Schleifpapier" ein Zehntel der Lederhaut abrasiert. Dann kommt ein Pflaster mit einem Depot an gefriergetrockneten Antigenen auf diese Stelle. Der Intercell-CEO: "Aus dem Hautareal tritt Flüssigkeit in das Pflaster über und löst die gefriergetrockneten Antigene. Sie diffundieren dann in die Haut."

Der Clou

Mit Injektionsnadeln bei den herkömmlichen Impfungen kann man nicht direkt in die Haut spritzen - stattdessen in den Muskel oder ins Fettgewebe. Zettlmeissl: "In der Haut aber sitzen besonders viele Immunzellen, die Langerhans-Zellen, welche das Antigen dem Immunsystem präsentieren." Somit wäre die Applikation in die Haut für eine Impfung einfach besser.

Schutz vor Reisediarrhoe

Das wohl spektakulärste Projekt auf diesem Gebiet ist jenes, das gegen "Montezumas Rache", die Reisediarrhoe, gedacht ist. Der Intercell-Chef: "Die Immunisierung erfolgt mit dem Pflaster in der Form von zwei Teilimpfungen im Abstand von zwei bis drei Wochen. Wir haben in einer in der Medizin-Fachzeitschrift 'Lancet' publizierten Phase-II-Studie eine Schutzrate von 75 Prozent gegen E.coli-Infektionen mit moderatem bis starken Durchfall erreicht."

Im Oktober werde man eine große Wirksamkeitsstudie (Phase-III) mit insgesamt rund 1.800 Probanden aus Europa starten, die nach der Impfung nach Mexiko und Guatemala fahren werden. Die Hälfte der Teilnehmer bekomm ein Placebo-Pflaster. Später sollen weitere Studien in Asien und eventuell auch mit Kindern erfolgen. Die Studie allein wird rund 20 Mio. Euro kosten. (APA/red)