Christian Rabitsch (33) ist Sportwissenschafter, Kieser-Trainer und Assistent der Geschäftsführung von Kieser Österreich.

Foto: Christian Rabitsch

Standard: Wer kommt zu Ihnen?

Rabitsch: Menschen, die sich für Kieser-Training entscheiden, kommen, weil sie etwas für ihren Körper tun wollen. Wer zweimal in der Woche 30 Minuten trainiert, deckt den gesamten Kraftbereich ab. Gerade diese Effizienz überzeugt viele. Unser klassischer Kunde kommt, trainiert und ist nach 60 Minuten fertig, Umziehen ist in dieser Rechnung schon dabei.

Standard: Was unterscheidet Kieser von Fitnesscentern?

Rabitsch: Die Betreuung ist viel individueller. Wir haben auch das sogenannte assistierte Training, bei dem das Programm von einem Arzt maßgeschneidert und kontrolliert wird. Zudem haben wir Maschinen mit variablen Widerständen, die sich an die jeweilige Muskelkraft des Gelenkwinkels anpassen und dadurch extrem gelenkschonend sind. Und schließlich ist die Atmosphäre auch ganz anders: Bei uns gibt es weder Fernseher noch Musik, Bar oder Sauna.

Standard: Klingt gewissermaßen spartanisch.

Rabitsch: Genau das soll es auch sein. Die Konzentration soll auf den Körper gerichtet und nicht bei MTV sein. Werner Kieser, der Schweizer Gründer der Trainingsmethode, vergleicht seine Methode gerne mit Körperhygiene. Zähneputzen macht ja auch keinen Spaß im engeren Sinn, muss aber sein.

Standard: Mit welchen Leiden kommen die Leute?

Rabitsch: Vorwiegend mit Rückenschmerzen im Halswirbel- und Lendenwirbelbereich. Bei Bandscheibenvorfällen ziehen wir einen Arzt hinzu, und für Menschen mit Arthrosen sind unsere gelenkschonenden Geräte eine sehr gute Sache. Zunehmend kommen auch Menschen mit Gewichtsproblemen zu uns. Dass Muskelaufbau Übergewicht langfristig reduzieren hilft, spricht sich schön langsam herum.

Standard: Wie schnell sieht oder spürt man Erfolge?

Rabitsch: Das ist unterschiedlich. Grundsätzlich gilt: Je schwächer das Kraftniveau ist, umso schneller stellen sich die Erfolge ein. Bei manchen reichen ein paar Wochen, andere brauchen Monate. Schmerzlinderung ist das Ziel.

Standard: Wie sieht ein optimaler Trainingsrhythmus aus?

Rabitsch: Wir empfehlen ein- bis zweimal pro Woche 30 bis 40 Minuten an den zehn verschiedenen Maschinen. Für den optimalen Trainingserfolg braucht der Körper dazwischen jeweils 48 Stunden Ruhe, dreimal Kieser-Training pro Woche ist also das Maximum. Gerade für relativ untrainierte Menschen ist Überforderung am Beginn gefährlich. Da kann es zu Irritationen kommen. Jede Art von Schmerz klären wir dann mit dem Arzt ab. Unsere Kunden erhalten auch eine theoretische Einführung, damit sie verstehen, worum es beim Training geht. Das ist für das Körperbewusstsein und die Konzentration beim Training ausschlaggebend.

Standard: Genügt Kieser-Training allein für die Fitness?

Rabitsch: Das Kieser-Training deckt nur den Kraftbereich ab. Für die Ausdauerleistung braucht der Körper andere Sportarten wie Laufen, Schwimmen oder Spazierengehen. Dafür ist nichts idealer als Natur und frische Luft. (Karin Pollack, DER STANDARD Printausgabe, 24.08.2009)