Moskau - Im mysteriösen Fall des lange verschollen geglaubten Frachters "Arctic Sea" hat Russland Spekulationen über einen möglichen Waffenschmuggel an Bord des Schiffes zurückgewiesen. Die Mutmaßungen von Militärexperten über angebliche Marschflugkörper für den Iran, die unter der Holzladung versteckt gewesen sein könnten, seien "Fantasie" und "lächerlich", sagte Russlands NATO-Botschafter Dmitri Rogosin der Regierungszeitung "Rossijskaja Gaseta" (Freitag). Der Diplomat räumte ein, dass der Einsatz der russischen Schwarzmeeerflotte zur Befreiung des Schiffes ein ungewöhnlich großer Aufwand gewesen sei. Dies habe Moskau jedoch wegen der russischen Seeleute an Bord und nicht wegen möglicher Raketen getan.

Der Sprecher der russischen Ermittlungsbehörden, Wladimir Markin, kündigte in dem Fall am Freitag in Moskau die enge Zusammenarbeit mit anderen Ländern an. Er machte zunächst weiter keine Angaben, wann die Seeleute ihre Angehörigen wiedersehen dürfen. Elf der 15 Besatzungsmitglieder sowie acht mutmaßliche Piraten waren am Montag von der russischen Luftwaffe aus Westafrika nach Moskau gebracht worden. Der russische Geheimdienst habe den Verdacht, dass Besatzungsmitglieder an der Entführung des Schiffes beteiligt waren, berichtete das Internetportal Life.ru. Die Vernehmungen im früheren KGB-Gefängnis Lefortowo hätten am Donnerstag bis tief in die Nacht gedauert und seien am Freitag fortgesetzt worden.

Die "Arctic Sea" war nach offiziellen Angaben am Montag vor Westafrika aus der Gewalt von Piraten befreit worden. Nach russischer Darstellung hatten die Seeräuber den Frachter am 24. Juli vor der schwedischen Küste in ihre Gewalt gebracht. Der Kapitän sowie drei Seeleute halten weiter Wache auf dem drei Wochen lang vermisst gemeldeten Frachter. Das Schiff nahm mittlerweile von der Küste des Inselstaats Kap Verde Kurs auf den russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk. (APA)