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Nach 24 Stunden ergab sich der 44-jährige Mann.

Foto: AP/Daniel Maurer

Viernheim - Am Donnerstag gegen zehn Uhr vormittags war der Spuk endlich vorbei: Im südhessischen Viernheim tritt ein 44-jähriger Mann aus seinem Wohnhaus und ergibt sich der Polizei, vor der er sich zuvor 24 Stunden verbarrikadiert hat. Der Mann hebt die Arme hoch, um zu zeigen, dass er keine Waffe bei sich trägt. Er schiebt auch sein T-Shirt in die Höhe, damit allen klar ist: Er hat sich keinen "Bombengürtel" um den Bauch geschlungen.

Nicht nur die Nachbarn sind erleichtert, sondern auch die Polizei. Noch kurz zuvor hatte ein Sprecher erklärt: "Wir haben Kontakt zu dem Mann, wissen aber nicht, wie lange sich das hier noch hinziehen wird."

Zu diesem Zeitpunkt saß der Mann schon 24 Stunden in seiner Wohnung und wollte zunächst nicht herauskommen. Zuvor hatte er in Viernheim und im nahe gelegenen Weinheim (Baden-Württemberg) mehrere Sprengsätze gezündet. Dabei war ein Familienvater durch herumfliegende Splitter verletzt worden, seine Kinder (sieben und neun Jahre alt) erlitten einen Schock. In Weinheim explodierten die Bomben vor einem unbewohnten Haus.

Über das Motiv des Täters machte die Polizei zunächst keine Angaben. Sie ging jedoch nicht von einem politischen Anschlag, sondern von einem privaten Hintergrund aus. Auf der Online-Ausgabe der Bild-Zeitung hieß es jedoch, der Mann habe mit seiner Tat Geld eintreiben wollen, das Kunden seinem Handwerksbetrieb noch schuldeten. "Mir stinkt es, dass gute Arbeit nicht bezahlt wird. Der Typ in Weinheim schuldet mir 2000 Euro für Arbeiten am Haus. Der Familie W. (jener in Viernheim, Anm.) habe ich eine Fußbodenheizung installiert. Von den 5000 Euro habe ich keinen Cent gesehen" , wird der 44-Jährige zitiert. Sein Konto sei leer, zudem habe sein Vermieter eine Räumungsklage gegen ihn eingebracht.

Mit einem Zugriff zögerte die Polizei lange, weil sie Hinweise auf weitere Sprengfallen hatte - was sich bei einer ersten Begehung der Wohnung auch als richtig herausstellte. Dort fand man TNT. Die umliegenden Wohnungen waren geräumt worden, rund einhundert Personen mussten die Nacht bei Freunden oder im Hotel verbringen. (bau, DER STANDARD - Printausgabe, 21. August 2009)