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Kaum ein Thema bewegt die US-Amerikaner derzeit mehr als die Reform des Gesundheitswesens. Während die Befürworter mit besseren Leistungen für mehr Versicherte argumentieren, fürchten sich die Gegner vor Verteuerung der Behandlungen und Bevormundung durch den Staat.

Sicherlich gibt es noch genug Diskussionsstoff über das Für und Wider und einige Fragen bei der Finanzierung sind auch noch nicht gelöst. Aber die Debatte läuft mehr und mehr aus dem Ruder. Inhalt und logische Argumente, die auf dem tatsächlichen Gesetzesvorschlag, basieren sind auf der Strecke geblieben. Die Angriffe der Gegner bestehen aus Angstmacherei, Verteufelung der Demokraten und dem wissentlichen Verbreiten von Halbwissen und Lügen.

Foto: AP Photo/Ed Andrieski

Der erzkonservative Radiomoderator Rush Limbaugh verglich die Gesundheitsreform mit der Politik der Nationalsozialisten. Sein Ergebnis: Sie würden einander sehr ähneln. Auch Obama und Hitler hätten Berührungspunkte.

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Zunehmend sind es aber nicht bloß Gerüchte, Halbwahrheiten und Unterstellungen, die die Gegner lancieren. Die Auseinandersetzung nimmt rassistische, hasserfüllte Züge an. Obama wird von Gegnern als Marxist, Sozialist oder Hitler-Look-Alike porträtiert.

Das Bild ist nur eines von vielen Beispielen: Reverend Jesse Jackson veranstaltete in Chicago ein Townhal-Meeting. Die Gegner protestierten.  Sie trugen Plakate von Obama mit Hitlerbärtchen. Darauf steht "I've changed".

Foto: Photo by Scott Olson/Getty Images

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Hakenkreuzschmiererei auf einem Hinweisschild zum Büro des demokratischen Kongressabgeordneten David Scott. Scott wurde auch schon in E-Mails als Nazi beschimpft  - im gleichen Atemzug nannten die Absender Obama einen Marxisten.

Foto: AP Photo/John Bazemore

 

 

Scott verteidigt sich auf Fox News, warum er einen Gegner der Gesundheitsreform verbal harsch angegriffen hat. Beachtenswert ist das kleine Bild im linken oberen Bildschirmeck. Obama als Joker aus dem jüngsten Batman-Flim. Die Bildunterschrift: "Socialism". 

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Um sich gegen die oftmals hanebüchenen Gerüchte rund um die Gesundheitsreform zu wehren, lancierte die Obama-Administration eine Website. Besorgte Büger sollten sich hier Klarheit über die Vorschläge der Reform verschaffen können. Das Weiße Haus animierte alle Bürger sogenannte "fishy" (unklare) Informationen an die Website zu schicken, um sie auf den wahren Informationsgehalt prüfen zu lassen. Dieses Video ist die Antwort eines offensichtlichen Reform-Gegners.

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Ein CNN-Beitrag über die Obama-Socialist Poster:

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Die ehemalige Gouverneurin von Alaska und geschlagene Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin, Sarah Palin, behauptete die Gesundheitsreform beinhalte ein "Todes-Gremium" vor das die Versicherten treten müssten. Anhand ihrer Produktivität würde dann entschieden, ob die jeweilige Behandlung bezahlt wird - oder eben nicht.

Das wäre eine wirklich miserable Reformidee - allein, es gibt sie nicht. Zu diesem Schluss kommt die mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnete Website Politifact.com. Die Journalisten der Website haben es sich zur Aufgabe gemacht Politikeraussagen auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Für diese dreiste Unverschämtheit vergibt Politifact.com ein "Pants on fire".

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Video der Republikaner über Obamas-Reform. "Nicht zu empfehlen, wenn sie ihren Arzt behalten wollen ... oder wirklich medizinische Hilfe brauchen."

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Ein zweites Video der Republikaner. Der Grundtenor: Obama ist nach 200 Tagen im Amt an allem möglichen gescheitert - ausschlaggebend ist aber die Gesundheitsreform. Mehr "Obama ist ein schlechter und gescheiterter Präsident"-Videos gibt es hier.

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Ein Video der Republikaner gegen Obamas Reform. Es dominieren Angstmache und Kostenargumente. Gegenvorschläge gibt es nicht. 

 

Und hier ein Rat an Obama, wie er aus der Gerüchte-Küche entkommen könnte: How To Kill Those Death Panel Rumors: Just shut up about them.

Der Verfasser des Artikels, Farhad Manjooist, ist Technologie-Kolumnist des Online-Nachrichtenmagazins "Slate" und Autor von "True Enough: Learning to Live in a Post-Fact Society". (red, derStandard.at, 21.8.2009)

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