Wien - Österreichs Fußball-Rekordmeister SK Rapid ist im Viertrunden-Hinspiel der Europa-League-Qualifikation erstmals in dieser Saison mit seiner Stadion-Problematik konfrontiert worden. Die Nachfrage für das Donnerstag-Match gegen Aston Villa übertraf bei weitem das Angebot von 17.800 aufgelegten Tickets - wie schon in 8 von 18 Liga-Heimpartien des vergangenen Spieljahres war das Hanappi-Stadion für die Hütteldorfer zu klein.

An eine neue, größere Rapid-Heimstätte ist laut Präsident Rudolf Edlinger in absehbarer Zukunft aber nicht zu denken. "Das Problem ist zuerst einmal, wo wir ein neues Stadion bauen würden. Bei unserem derzeitigen Standort stellt sich die Frage, ob wir überhaupt eine Baugenehmigung erhalten würden. Und aus Hütteldorf wegzugehen, wäre absurd. Rapid ist Teil von Hütteldorf", betonte Edlinger.

Das mit Abstand größte Hindernis ist freilich nicht der Standort, sondern die Finanzierung. "Ein neues Stadion zu bauen, kostet 60 bis 70 Millionen Euro", meinte der ehemalige Finanzminister. Für den Club ist eine derartige Investition nicht einmal annähernd zu stemmen, eine neue, mittels Steuergelder finanzierte Arena steht ebenfalls nicht zur Debatte. Bleibt noch die äußerst vage Hoffnung auf einen privaten Sponsor, der Rapid massiv unter die Arme greift. Doch auch diese Variante hält Edlinger für unrealistisch.

"Es gibt niemanden, der einem ein Stadion schenkt, wo dann nur ein Pickerl mit seinem Namen draufsteht. Was eventuell gehen könnte ist, dass jemand zum Beispiel 50 Millionen Euro in ein neues Stadion investiert, sie aber in 15 Jahren refinanziert haben will", sagte Edlinger. Allerdings stellte der Rapid-Boss auch klar: "Es gibt im Augenblick keinen Investor, weder für einen Neubau noch für einen Ausbau."

Etwas realistischer erscheint noch eine Erweiterung des Hanappi-Stadions. "Aber am aktuellen Zustand wird sich zumindest in den nächsten drei, vier Jahren sicher nichts ändern", erklärte Edlinger. Nach Angaben des Vereinschefs existieren zwar "planerische Darstellungen" eines Ausbaus auf 23.000 bis 24.000 Zuschauer, der wäre aber mit immensen Kosten verbunden. "Ein Ausbau und eine Generalsanierung würden zwischen 20 und 25 Millionen Euro kosten", schätzte Edlinger.

Rapid wird also in Wien weiterhin nur in Ausnahmefällen in einem großen Stadion spielen - und zwar im Europacup gegen namhafte Gegner. Aston Villa zählt für die Hütteldorfer nicht dazu. "Der Heimvorteil ist im Hanappi-Stadion viel größer, denn ich glaube nicht, dass wir das Happel-Stadion gegen Aston Villa hätten voll machen können. Und 35.000 oder 40.000 Zuschauer im Happel-Stadion machen nicht diese Stimmung, die ein zwölfter Mann im Hanappi-Stadion nach sich zieht", behauptete Edlinger.

Aus diesem Grund verzichten die Hütteldorfer auch auf zusätzliche Einnahmen. Denn bereits über 30.000 verkaufte Karten für ein Match im 50.000 Besucher fassenden Happel-Stadion würden mehr Reingewinn bedeuten als ein volles Hanappi-Stadion. (APA)