Die Gelse ist immer und überall - Regen und Hitze lassen die Blutsauger in diesem Sommer erneut zur Plage werden
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Wien - 2009 ist das Jahr der Gelse. Dreimal schaffte sie es bereits aufs Cover der Kronen Zeitung, Apotheken und Supermärkte freuen sich in diesem Sommer über bis zu 30 Prozent mehr Absatz von Insektenschutzmitteln.
Gelsenlarven entwickeln sich im Wasser
Schuld an ihrer Allgegenwart ist das Wetter. Gelsenlarven entwickeln sich im Wasser. „Wenn es erst viel regnet und dann längere Zeit heiß ist, vermehren sie sich besonders schnell. Nach Starkregen und Überschwemmungen sammelt sich Wasser an Orten, wo sonst keines ist. In Wiesen, Pfützen oder leeren Konservendosen. Da es dort keine Raubinsekten gibt, können die Gelsen ungestört schlüpfen", sagt Manfred Pintar von der Universität für Bodenkultur in Wien.
Junge Gelse ist harmlos
Solange sie jung ist, ist die Gelse harmlos. Ihre Larven sind „Filtrierer", wie Wale durchkämmen sie das Wasser und ernähren sich von Algen. Der Schrecken der Gastgärten sind die erwachsenen Weibchen. Sie saugen Blut, um genügend Eiweiß für die Produktion ihrer Eier aufzunehmen.
Konstante Eierleger für Plage verantwortlich
Die Gelse ist vielfältiger, als der Insekteneinheitsbrei auf der Handfläche nach erfolgreicher Jagd vermuten lässt. 40 heimische Arten unterscheiden die Experten. Sie lassen sich in zwei Gruppen teilen: jene, die den Sommer über konstant Eier legen, und jene, die ihre Eier auf einmal ablegen. Die zweite Gruppe ist schuld an den plötzlichen Plagen. Wenn ihre Eier nach dem Regen nass werden, schlüpfen die Larven alle gleichzeitig.
Die Gelse hat eine Aufgabe
Auch die Gelse hat eine Aufgabe. Sie ist für viele Tiere die „Basis der Nahrungskette", wie Pintar erklärt. Fledermäuse, Mauersegler, Fische und Molche sind die Rächer der Gestochenen und fressen, was vorher uns gefressen hat.
Sommergrippe-Virus Tyhelia wird von Gelsen übertragen
Neben schlechter Stimmung verbreiten Gelsen auch Krankheiten. „Das Tyhelia-Virus, das die Sommergrippe hervorruft, wird von Gelsen übertragen", sagt Horst Aspöck, Professor am Institut für Tropenmedizin in Wien. „Symptome sind Fieber und Gliederschmerzen. Mit der echten_Grippe, der Influenza, ist das Virus aber nicht verwandt." Auch das West-Nil-Virus wird von Gelsen übertragen. Die Krankheit kann bei Pferden eine Gehirnhautentzündung auslösen, bei Menschen verläuft sie in Europa meist harmlos.
Killer in Afrika
In Afrika, Südamerika und Asien ist die Gelse ein Killer: Sie überträgt die Malaria, an der laut WHO jedes Jahr fast eine Million Menschen sterben. (Tobias Müller, DER STANDARD Printausgabe 20.8.2009)