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Nachdem der 71-Jährige den Gesprächen eine Weile gelauscht habe, habe er plötzlich seine Pistole aus einem Nebenraum geholt und auf die Personen geschossen, sagte Kriminaldirektor Jürgen Schneider. Er schoss noch einmal, als die Rechtsanwälte und Gutachter bereits verletzt auf dem Boden lagen. Er habe sichergehen wollen, dass er alle töten werde, erklärte der 71-Jährige der Polizei zufolge in seiner Aussage. Den Angaben der Polizei zufolge hatte der Mann sieben Schuss Munition in seiner Waffe. Die Waffe versteckte der Pensionist im Dachstuhl des Hauses

Foto: Franz Heinrich Busch/Getty Images

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Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen die Ehefrau und die Tochter des geständigen Todesschützen. Beide seien als Beschuldigte vernommen worden. Zwar bestehe nicht der Verdacht, dass sie sich an der Tat selbst beteiligt hätten. Doch sei nicht auszuschließen, dass sie gewusst hätten, dass etwas passieren würde

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Nach einem Streit um ein Haus starben in Nordrhein-Westfalen drei Menschen. Auch für Explosionen in Hessen und Baden-Württemberg, bei denen es Verletzte gab, sollen Mietstreitigkeiten der Grund gewesen sein

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Viersen/Viernheim/Weinheim - „Wie ein Blitz aus heiterem Himmel." So beschreibt Kaspar Müller-Bringmann, Sprecher der Kreisverwaltung, was die Bewohner im rheinischen Schwalmtal (Kreis Viersen) jetzt verarbeiten müssen: Am Dienstagabend starben nach einem Streit um ein Wohnhaus drei Menschen. Erschossen hat sie nach Polizeiangaben der 71-jährige Pensionist Hans P.

Getöteter Gutachter war alleinerziehender Vater

Nach Rekonstruktionen der Polizei begann die Tragödie am Nachmittag: Hans P. erscheint im Haus seiner Tochter, das nach deren Scheidung zwangsversteigert werden soll. Dort halten sich zu diesem Zeitpunkt auch zwei Anwälte und zwei Gutachter auf. Kurz darauf beginnt der 71-Jährige um sich zu schießen und tötet zwei Anwälte und einen Gutachter, ein weiterer wird schwer verletzt. Der getötete Gutachter war alleinerziehender Vater und hinterlässt ein minderjähriges Kind.

Stundenlang im Haus verschanzt

Nach der Schießerei verschanzt sich Hans P. zunächst stundenlang in dem Haus, ehe ihn die Polizei überwältigen kann. Bei seiner Festnahme ruft er laut Augenzeugen: „Ich habe nur Unheil angerichtet. Nehmt mich fest!" Als der mutmaßliche Täter dann abgeführt wird, streckt er seinem ehemaligen Schwiegersohn und seinem Enkel die Zunge heraus.

Schwiegersohn kam aus Angst nicht zum Termin

Beide erklären das Geschehen mit unbändigem Hass des Pensionisten auf den Ex-Schwiegersohn Hubert K. Dieser sagt: „Ich schätze, dass das mir gegolten hat, dass er ein Attentat auf mich vorhatte. Er hatte mich schon mehrmals gewarnt: Wenn ich Barbara (die Ex-Frau, Anm.) das Haus nicht lasse, sorgt er dafür, dass ich zwei Meter tiefer komme." Auch der 18-jährige Enkel Christoph K. meint: „Er hat uns gehasst, weil sich mein Vater von meiner Mutter trennen wollte. Er wollte auf jeden Fall verhindern, dass das Haus versteigert wird." Der Schwiegersohn hatte aus Angst vor seinem Schwiegervater nicht an dem Termin teilgenommen. Gegen den Pensionisten wurde Haftbefehl wegen Mordes erlassen. Er sollte noch am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden. 

Zwei Explosionen am Morgen

Um Mietstreitigkeiten soll es auch in jenem Fall gegangen sein, der die Polizei dann am Mittwoch in Atem hielt. Im südhessischen Viernheim löste ein Mann in einem Einfamilienhaus mehrere Explosionen aus. Dabei wurde ein Ehepaar durch herumfliegende Glasscheiben leicht verletzt, die sieben und neun Jahre alten Kinder erlitten einen Schock, als sie mit den Eltern ins Freie flüchten mussten.

Explosion im Wohnhaus

Als die Polizei anrückte, flüchtete der Täter (im Tarnanzug und mit Gasmaske) in ein benachbartes Gebäude und verschanzte sich dort. Am Nachmittag war dieses immer noch von Spezialkräften der Polizei umstellt. Da vermuteten die Einsatzkräfte bereits einen Zusammenhang zu einer weiteren Explosion, die sich im benachbarten Weinheim (Baden-Württemberg) eine Stunde zuvor zugetragen hatte. Dabei wurde niemand verletzt, offenbar wollte der Täter seine „Bombe" austesten. Ein unversehrtes Paket, das auf dem Balkon des ersten Hauses in Viernheim gefunden worden war, wurde ins Landeskriminalamt gebracht. Laut Polizei sah das Paket „ähnlich wie eine Zigarettenstange aus".

Obdachlosenheim brannte

Noch ungeklärt war am Mittwoch auch, warum in einem Obdachlosenheim im baden-württembergischen Calw in der Nacht ein Feuer ausgebrochen war. Bei dem Brand im Haus der Diakonie starben vier Menschen. Die insgesamt elf Bewohner wurden offenbar im Schlaf vom Feuer überrascht. Zwei Männer retteten sich durch einen Sprung aus dem Fenster. Einer von ihnen wurde dabei leicht, einer schwer verletzt.

Der Brand war kurz nach vier Uhr morgens von einer Polizeistreife entdeckt worden. Als die Feuerwehr wenig später am Brandort eintraf, brannte bereits der gesamte Dachstuhl des Gebäudes lichterloh. Die Feuerwehr brauchte bis acht Uhr morgens, um die Flammen in der Innenstadt von Calw unter Kontrolle zu bekommen. Der Sachschaden beträgt rund 500.000 Euro. (bau, DER STANDARD Printausgabe 20.9.2009)