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So sieht die Panik an Chinas Börse aus. Nach einem Blick auf die Kurstafel erschrecken Anleger. Analysten erwarten, dass die chinesische Regierung eingreift.

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An Chinas Börse ist keine Entspannung in Sicht. Die Angst vor einem Liquiditätsengpass und anstehende Bankbilanzen verunsichern Investoren. Experten warten nun auf eine Reaktion der chinesischen Regierung.

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Wien - Die chinesische Börse hat es am Mittwoch erneut schwer erwischt. Der Shanghai Composite Index (CSI) stürzte um 4,30 Prozent ab auf 2785,58 Punkte und markierte damit den tiefsten Stand seit zwei Monaten. In Summe büßte der Index in den vergangenen zwei Wochen rund 20 Prozent ein.

Als Begründung verwiesen Händler erneut auf Sorgen um ein Ende der lockeren Geldpolitik in China. Die chinesischen Behörden haben zuletzt die Kreditvergabe im Land massiv gedrosselt. Damit wächst die Sorge vor einem Liquiditätsengpass.

Aber auch die Sorge um das Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte breitet sich weiter aus. Erste-Group-Analyst Ronald-Peter Stöferle: "Das Wirtschaftswachstum von 7,9 Prozent muss skeptisch betrachtet werden. Andere Indikatoren passen da nicht dazu." Als Beispiel nennt Stöferle den Stromverbrauch in China, der je nach Angaben zwei Prozent zugelegt oder aber auch fünf Prozent verloren hat. "Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen" , sagt der Analyst. Dass mit einem Stromverbrauch von plus/minus null ein Wirtschaftswachstum von 7,9 Prozent erwirtschaftet werden kann, müsse aber hinterfragt werden. Auch die Exportdaten passten nicht zu den Jubelmeldungen. Noch im Juni lagen die Exporte 21 Prozent im Minus.

Gestützt wurde die Konjunktur - die darunter leidet, dass die Binnennachfrage den Exportschwund nicht auffangen kann - zuletzt von der Regierung. Das Konjunkturprogramm von 14 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsproduktes (4200 Mrd. US-Dollar) habe laut Experten "einiges bewirkt" .

Was macht die Regierung?

Im Markt macht sich mittlerweile aber auch Enttäuschung darüber breit, dass die chinesische Regierung bisher nichts gegen die Kursverluste unternommen hat. Zuletzt hatte die Regierung vergangenen Herbst nämlich massiv in den Markt eingegriffen und zur Beruhigung ein Verbot für Börsengänge (IPO) ausgesprochen. Zuvor waren die Märkte in China im Zuge der Finanzkrise allerdings um 65 Prozent eingebrochen. Dementsprechend groß war die Euphorie, als Ende Juni - zehn Monate nach dem Verbot - der Gang an den Kapitalmarkt wieder geöffnet wurde. Das erste IPO, vom Arzneimittelhersteller Guilin Sanjin, hatte einen Ansturm ausgelöst: Die Tranche für Privatinvestoren war 584-fach überzeichnet. Zuletzt legte die China State Construction Engineering Group den weltgrößten Börsengang seit mehr als einem Jahr hin. Die Aktie legte am ersten Handelstag um 65 Prozent zu.

Den jetzigen Ausverkauf begründen Händler auch mit der Skepsis vor den anstehenden Veröffentlichungen chinesischer Bankbilanzen. Das Problem ist auch, dass lokale institutionelle Investoren - etwa Versicherungen - mit ihrem Aktienanteil ohnehin schon am Limit sind und daher jetzt als Käufer ausfallen.

In der Krise 1997 hatte China eingegriffen und einen Staatsfonds gegründet, der zur Stützung der Märkte massiv Aktien gekauft hat. Jetzt warten Analysten gespannt auf ein Zeichen aus China. Denn in einem sind sich die Experten sicher: dass sich China auf dem Weg zur weltgrößten Volkswirtschaft von einem Einbruch an den Börsen nicht stoppen lassen wird. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.8.2009)