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Der Bikini wurde 1946 von einem französischen Modedesigner erfunden und erfreute sich auch in Wien bald großer Beliebtheit

REUTERS/Simon Emmett

Zu körperbetont, zu wenig Stoff, zu klein: Bademode sorgte in der Stadt immer für Diskussionen. Im 19. Jahrhundert ging es in Wien noch züchtig und unbequem zu. Vor allem Frauen mussten sich diversen Strapazen unterziehen, wenn sie, etwa am Donaukanal, schwimmen wollten. Damit der Wasserauftrieb die Beine nicht freigab, griffen sie zu drastischen Hilfsmitteln: An den Baderöcken wurden Gewichte angebracht.

Erst um 1900 änderte sich die Bademode - Badeanstalten und Strände wurden zu Laufstegen aktueller Körperästhetik. Eine wichtige Rolle spielten dabei die AnhängerInnen der Lebensreform, zu denen in Wien etwa Florian Berndl, der Gründer des Gänsehäufels, zählte. "Licht, Luft, Sonne" hieß das Kontrastprogramm zu verschlossener Badekleidung und bald waren die ersten Nacktbader an der Donau und in der Aulandschaft der Lobau unterwegs. Um die Polizeikontrollen in den 30er-Jahren zu umgehen, wurde das so genannte "Lobaufetzerl" entworfen: Mit einem schlichten Stück Stoff wurde zumindest notdürftig das eigene Geschlecht verdeckt.

"Oben ohne" in Wien

Mit Erfindung des Bikinis im Jahr 1946 durch den französischen Designer Louis Renard änderte sich die Damenmode noch einmal grundlegend: Der einteilige Badeanzug, bislang für Frauen die Badebekleidung schlechthin, wurde dadurch zur weniger genutzten Alternative. In den frühern 80er-Jahren fiel dann auch der Oberteil des Bikinis in den Wiener Bädern. Die "Oben ohne"-Bewegung kam ursprünglich aus Frankreich und sorgte für Gesprächsstoff bei den WienerInnen.

Ausgangspunkt der Wiener "Oben ohne"-Bewegung war das 1923 eröffnete Krapfenwaldl in Döbling. Wiens Bäderverwaltung reagierte damals recht pragmatisch: Mittels affichierten Plakaten konnte man sich informieren, wo man als Frau in Wien "Oben ohne" gehen konnte. So gesehen sind gegenwärtige Diskussionen über Badetextilien bei Frauen und Männern eigentlich gar nicht so neu. Mittlerweile ist erlaubt was gefällt. So besagt etwa die Badeordnung in Wien, dass saubere, übliche Badebekleidung zu tragen ist. Der Laufsteg "Bad" funktioniert noch immer. (red)