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Steffi Nerius feiert zum Karriereende WM-Gold

Foto: EPA/Nietfeld

Berlin - Der Speerwurf ist die einzige Wurfdisziplin gewesen, die Deutschlands Leichtathleten in der Geschichte von Welttitelkämpfen noch nie gewonnen haben. Dienstagabend schloss Steffi Nerius bei der WM in Berlin diese Lücke, reckte triumphierend die Arme in die Höhe und sprang damit für die höher eingeschätzte Christina Obergföll ein, deren Emotionen nach Platz fünf ins Gegenteil ausschlugen. Im Hindernisrennen der Männer hatte es durch den drittplatzierten Franzose Bouabdellah Tahri einen neuen Europarekord gegeben.

Das erste Gold für Gastgeber Deutschland wurde von mit nur 29.897 Zuschauen nur halb gefüllten Olympiastadion kräftig umjubelt, Nerius selbst war nach getaner Arbeit - 67,30 m benötigte sie für den Erfolg - beinahe sprachlos: "Ich kann es noch gar nicht fassen", rief sie ins Stadionmikrofon. Vor 16 Jahren hatte sie in Stuttgart an ihrer ersten WM teilgenommen. Silber ging an Titelverteidigerin, Weltrekordlerin und Olympiasiegerin Barbora Spotakova aus Tschechien mit 66,42, Bronze an die Russin Maria Abakumowa (66,06).

Den verdienten Lohn hat sich Sanya Richards abgeholt. Nach vielen Jahren, in denen sie die 400-m-Strecke dominiert hatte, durfte die US-Amerikanerin ihren ersten großen Einzeltitel feiern. Der 24-jährigen gelang die Kür in der Jahresweltbestzeit von 49,00 Sekunden vor der Jamaikanerin Shericka Williams (49,32) und der Russin Antonina Kriwoschapka (49,71). Mit Rang fünf musste Titelverteidigerin und Olympiasiegerin Christine Ohuruogu aus Großbritannien vorlieb nehmen. Richards, die in Jamaika geboren wurde, hat seit 2004 kein Golden-League-Rennen mehr verloren, aber bei Championaten versagten ihr immer die Nerven.

Ezekiel Kemboi ist neuer Hindernis-Weltmeister, er kam mit dem WM-Rekord von 8:00,43 Minuten vor seinem Landsmann Richard Mateelong (KEN/8:00,89) und dem Franzose Bouabdellah Tahri ins Ziel, der mit 8:01,18 Minuten den von ihm gehaltenen Europarekord verbesserte. Nicht am Start war der Marokkaner Jamel Chatbi, am Abend war bekanntgeworden, dass er einen positiven Dopingtest abgeliefert hatte, in seinem Körper war die anabole Substanz Clenbuterol gefunden worden. Es ist der erste Dopingfall im Rahmen der Welttitelkämpfe.

Im Dreisprung der Männer heißt der Goldmedaillengewinner 2009 Phillips Idowu, der mit 17,73 m Jahresweltbestleistung markierte und überraschend Titelverteidiger Nelson Evora (POR/17,55) und Alexis Copello (CUB/17,36) auf die Plätze verwies. In ebenfalls Jahresweltbestzeit verteidigte Kerron Clement (USA) in 47,91 Sekunden seinen Osaka-Erfolg über 400 m Hürden vor Javier Culson (PUR/48,09) und Bershawn Jackson (USA) 48,23. Pech hatte der zweifache Weltmeister und 2004-Olympiasieger Felix Sanchez aus der Dominikanischen Republik, der an der zweiten Hürde hängenblieb und Achter wurde.

Vor- wie Nachmittag waren die Augen aber auch wieder auf Sprinter Usain Bolt gerichtet, der locker durch Vorlauf und Zwischenrunde über 200 m spazierte und sich mit Zeiten von 20,70 und 20,41 Sekunden zufriedengab. Tagesschnellster war mit 20,23 dessen Landsmann Steve Mullings. Bolt selbst fühlte sich müde, versicherte aber, dass er nicht krank sei, dass er nichts habe, was eine ordentliche Portion Schlaf in der kommenden Nacht nicht heilen würde. Am Mittwoch steht das Halbfinale auf dem Programm, am Donnerstag der Endlauf.

19,30 Sekunden lautet der von Bolt gehaltene Weltrekord, nein, er gehe nicht darauf los, er wolle nur sein Bestes geben, versicherte er wieder und wieder. "Ich versuche einfach, durch die Runden zu kommen, so wie ich es vergangenes Jahr bei Olympia gemacht habe. Und dann im Finale erfülle ich den Auftrag."

Nach der wegen Leistenproblemen erfolgten Absage von Titelverteidiger Tyson Gay aus den USA, der mit 19,58 die Jahresweltbestzeit hält, fehlt es Bolt an einem Konkurrenten, der ihn ordentlich fordert. Aber das hat den schlaksigen Sprinter aus der Karibik noch nie davon abgehalten, wie ein Blitz auf der Laufbahn einzuschlagen.

Erfreulich aus rot-weiß-roter Sicht verlief die Diskus-Qualifikation, Gerhard Mayer qualifizierte sich am Vormittag als erster Österreicher, der in dieser Disziplin jemals bei Welttitelkämpfen antrat, mit einem Wurf auf 62,53 m gleich für das Finale der Top Zwölf am Mittwoch. Im Frauen-Hochsprung spekuliert Deutschland mit der nächsten Goldmedaille, Ariane Friedrich war Beste der Qualifikation. (APA)