Ein Drittel der Kundschaft an den Bahnhöfen Baden und Wien Süd wird als "unsicher" im Umgang mit ÖBB-Fahrkartenautomaten eingestuft. Die ÖBB bemühen sich daher, Automaten benutzerfreundlicher und barrierefreier zu gestalten. Das ist ein Ergebnis von Innomat, gefördert vom Infrastrukturministerium im Rahmen des Programms "ways2go". Ein Team um die Informationsdesignerin und Benutzbarkeitsforscherin Karin Siebenhandl von der Donauuniversität Krems befragte Bahnfahrer.

Immerhin rund 63 Prozent kaufen ihr Ticket bereits an den Geräten - nicht ohne daran Kritik zu üben: So wurde häufig die hierarchische Auswahlmaske und die komplexe Tarifstruktur beklagt. 14 Prozent der Befragten nutzte die Automaten nie, 72 Prozent beurteilten die Geräte als "sehr gut" oder "gut", nur vier Prozent waren "sehr unzufrieden". Allerdings berichteten 64 Prozent von Schwierigkeiten, insbesondere vom Kauf falscher Tickets. Von (in)offiziellen "Einschulungen" am Gerät profitierten die Befragten am meisten.

"Mit der neuen Generation, dem sogenannten Innomaten, möchten wir aber möglichst allen Kunden ein passendes Werkzeug zur Verfügung stellen", hofft Ulrike Mayer, Projektleiterin bei den ÖBB. Zur Zielgruppe zählen neben älteren Personen, Menschen mit Handicap, aber auch Eltern mit Kinderwagen, Reisende mit Gepäck und Personen mit Migrationshintergrund.

Bei der Suche nach idealen Geräten fand man in den Niederlanden ein positives Beispiel: Dessen Bedieneroberfläche mit paralleler Anordnung aller Wahlmöglichkeiten von links nach rechts (statt oben nach unten) lässt eine flexible Auswahl zu. Im Hinblick auf die Benutzerfreundlichkeit zeigten sich akustisches Feedback, dass die Eingabe registriert wurde, laufende Preiskalkulation und die klare Anordnung der Elemente für Eingabe, Bezahlen und Entnahme als für die Zielgruppe geeignet.

Umgebungsfaktoren

Die Auswertung von anonymisiertem Videomaterial aus einem anderen Forschungsprojekt verwies auf die Wichtigkeit der "Individualdistanz". Bei zu großer räumlicher Nähe wurden Automaten in der Mitte kaum genutzt - das führt zu Warteschlangen. Zu den entscheidenden Umgebungsfaktoren zählen auch die leichte Auffindbarkeit im Bahnhof, der Lichteinfall, eine Gepäckablage in Griff- oder zumindest Blickweite und die Unterscheidbarkeit von ähnlichen Geräten. Der Touchscreen als gängiges System wird wohl erhalten bleiben. Siebenhandl meint dazu: "Manche Benutzer tippen den Bildschirm nicht an, um den Kaufvorgang zu starten. Es ist besser, sie auf der Startseite dazu ausdrücklich aufzufordern." Technische Lösungen können die Nutzung für Sehbehinderte und Blinde zwar vereinfachen, bedürfen aber hoher Investitionen.

Für den Innomat wurde ein Zielkatalog erstellt und dessen Umsetzbarkeit mit dem Automatenhersteller Allied Panels und der Softwarefirma mit PL.O.T EDV abgestimmt. Die zweite Ausschreibung der Förderschiene für Personenverkehr "ways2go" läuft derzeit noch bis 6. Oktober. Abgewickelt wird das Programm von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG. (Astrid Kuffner/DER STANDARD, Printausgabe, 19.8.2009)