Ein Unternehmen, das aus Krematorienasche Diamanten für die Hinterbliebenen herstellt? Auch das kann ein Markt sein. Die Firma Algordanza hat mit derart edlen Erinnerungsstücken, die gefasst auch als Ring getragen werden können, Erfolg. Pro Jahr beliefert Algordanza weltweit knapp 1000 Angehörige mit Erinnerungsdiamanten. Mehr als 60 Prozent der Kunden kommen aus dem asiatischen Raum. Zur Herstellung braucht das Unternehmen extremen Druck, Temperaturen von mehr als 1000 Grad Celsius und eben die Asche.

Derzeit könne man der Nachfrage kaum gerecht werden, jubelt Andreas Wampl, Geschäftsführer und Mitbegründer von Algordanza. Die beiden HPHT-Anlagen (high pressure, high temperature) zur Herstellung der synthetischen Edelsteine sind voll ausgelastet: Die Produktion eines Diamanten dauert mehrere Monate.

Das soll künftig noch schneller gehen, und auch das Diamantengewicht soll gesteigert werden. Um das Hochdruckverfahren zu verbessern und eine neuartige Syntheseanlage zu konstruieren, steht Wampl in regem Austausch mit Forschern, etwa Fachleuten für Geologie und Festkörperphysik. Man hat aber auch ein Auge auf die Konkurrenz.

"Wir waren überzeugt, dass wir alle relevanten Akteure auf dem Radar hatten", erinnert sich Wampl. Dennoch entschloss man sich im Vorjahr, die firmeninternen Marktkenntnisse durch eine Profi-Recherche von außen abgleichen zu lassen. Tatsächlich stand im Recherchebericht viel Bekanntes, aber es gab auch Überraschungen und sogar einen Anknüpfungspunkt für eine neue Forschungskooperationen.

Absatzchancen

Die Hinweise stammten von den Informationsbrokern des Tecnet. Dieses Programm der Förderbank Austria Wirtschaftsservice (AWS) besteht seit etwa zehn Jahren. Tecnet fördert Daten über Marktpotenziale, Vertriebswege und Lieferanten zutage, gibt Auskunft über Absatzchancen, Preisstrukturen und Mitbewerber. Zielgruppen des Programms sind technologieorientierte Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus Österreich, die keine eigene Rechercheabteilung haben.

"Wir suchen in speziellen Datenbanken oder lesen in Studien nach, die für einzelne Unternehmen zu teuer sind", berichtet Gerald Ruppert, Leiter der AWS-Abteilung Recherche & Rating und Tecnet-Verantwortlicher. "Oft müssen wir ausführliche Interviews führen, etwa mit potenziellen Kunden oder Fachverbänden", erklärt er. Wie die Auftraggeber die Rechercheergebnisse interpretieren, bleibt ihnen überlassen. "Wir sind keine Berater", betont Ruppert.

Er und seine vier technisch einschlägig ausgebildeten Mitarbeiter bearbeiten jährlich rund 150 Rechercheprojekte - das Team muss sich hin und wieder über recht kuriose Anfragen den Kopf zerbrechen. "Einmal war der Markt für Hundekot-Zangen gefragt."

Bei Tecnet versteht man sich durchaus auch auf komplexere Produkte. Die meisten der Anfragen kommen aus der Informations- und Biotechnologie, aus der Elektrotechnik und dem Maschinenbau. Ist die Fragestellung erst einmal genau definiert, dauert es bis zum Endbericht maximal einige Wochen. Gründer und junge Kleinunternehmer müssen mit einem Stundensatz von 45 Euro rechnen.

Dafür erhält man immerhin umfangreiches Zahlenmaterial, aufgearbeitet in neutralen Studien von externen Experten. Was wiederum die Suche nach Investoren erleichtern soll und die raschere Umsetzung von Projekten ermöglichen könnte - sei die Idee auch noch so ungewöhnlich. (Julia Harlfinger/DER STANDARD, Printausgabe, 19.8.2009)