Immer mehr Fachleute befürchten mindestens eine zweite Runde der Wirtschaftskrise in Deutschland. Professor Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim sagte der AP am Dienstag, viele Unternehmen hätten teils riskante Strategien gefahren. Wenn sie nun in Insolvenz gingen, verlören die Banken ihr Geld. "Das heißt, die Krise geht in die Fläche, auch in die kleinen Banken", erläuterte der Wirtschaftswissenschaftler.

Nur wenn die Wirtschaft im Herbst wider Erwarten boomen sollte, sei diese Entwicklung zu vermeiden. "Aber das ist unwahrscheinlich", betonte Burghof. Der Professor erwartet, dass es nach der Bundestagswahl einen regelrechten Informationsschub geben werde. "Im Herbst wird sich herausstellen, wie heftig es wird." Der Experte sieht zudem eine weitere Krise im Anmarsch, "die Krise des Staates". Die Frage sei, wie die Staaten mit der immensen Verschuldung, die im Zuge der Finanzmarktkrise aufgebaut wurde, umgehen werden. "Wir bekommen die Krise in mehreren Wellen."

Auch Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise warnte in der "Bild"-Zeitung davor, die Folgen der Firmeninsolvenzen zu unterschätzen. "Die Belastung durch Insolvenzen und Kreditausfälle wird in einer zweiten Welle kommen." Dennoch werde die zweite Bankenkrise nicht das Ausmaß der ersten Finanzkrise haben, da die Institute besser vorbereitet seien als vergangenen Herbst. Des Weiteren betrieben die Banken massive Risikovorsorge. Schutz böten zudem die bereits aufgespannten Rettungsschirme der Regierung.

Professor Rudolf Hickel vom Bremer Institut Arbeit und Wirtschaft sagte der "Bild" zudem: "Die Krise der Mittelständler, die sich bei Banken Kredite geliehen haben, schlägt jetzt vor allem auf die Sparkassen und Volksbanken durch. Zuvor hatte bereits Bundesbank-Präsident Axel Weber vor weiteren Problemen durch Kreditausfälle infolge von mehr Pleiten bei Firmen und Privatleuten gewarnt. Die deutschen Banken und Sparkassen seien noch nicht über den Berg. (APA)