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Behält Microsoft mit Windows 7 die Oberhand oder muss sich Steve Ballmer vor Mac OS X Snow Leopard fürchten?

Foto: Reuters/ Montage: red

Im Herbst wird eine neue Runde im Kampf zwischen Mac und PC eingeläutet. Doch wenn in den kommenden Wochen neue Versionen der Betriebssysteme erscheinen, kann kein Hersteller mit revolutionären Neuerungen aufwarten.

Snow Leopard im September

Den Anfang macht Apple mit Mac OS X 10.6 Snow Leopard. Angekündigt für September, gibt es bislang noch keinen konkreten Erscheinungstermin. Es wird aber angenommen, dass der "Schneeleopard" bereits zu Beginn des nächsten Monats, vielleicht sogar schon Ende August auf die Lichtung tritt. In den einschlägigen Gerüchte-Blogs sind bereits Fotos der Verpackung aufgetaucht.

Exchange-Unterstützung

Die vielleicht wichtigste Neuerung des Mac-Systems ist die Unterstützung der Microsoft-Technik Exchange, bei Unternehmen der De-Facto-Standard für E-Mails. Entsprechende Accounts lassen sich direkt im Mac-Programm Mail einrichten, die zugehörigen Adressverzeichnisse können im Mac-Adressbuch eingebunden werden. Damit will Apple einen der letzten Gründe streichen, der gegen den Mac-Einsatz im Unternehmen oder im Home-Office spricht.

Verbesserungen

Zu den sichtbaren Verbesserungen im Detail gehört die Verlegung des Exposés ins Dock: Vor allem auf dem MacBook lässt sich diese Übersicht aller geöffneten Fenster damit schneller anzeigen als bisher. Die im MacOS X 10.5 eingeführten Stapel mausern sich zu einem alternativen Dateimanager, da man jetzt wie im Finder durch ihren Inhalt blättern und auch durch die Ordnerstruktur navigieren kann. Die meisten Änderungen aber erfolgten "unter der Motorhaube" - etwa die Ausweitung des 64-Bit-Codes auf fast alle Systemprogramme zur Nutzung von Arbeitsspeicher jenseits der 4-Gigabyte-Schwelle oder die Optimierung des Systems für mehrere Prozessorkerne, von Apple als "Grand Central Dispatch" bezeichnet. Trotz der Erweiterungen belegt MacOS X 10.6 mit etwa sechs Gigabyte nur noch halb so viel Platz auf der Festplatte wie bisher.

Windows 7 ab Oktober

Die neue Windows-Ära beginnt am 22. Oktober. Nachdem Windows Vista seit seiner Einführung vor knapp drei Jahren unter Image-Problemen zu leiden hatte, kann Windows 7 mit einer besseren Aufnahme rechnen. Was Vista zu gründlich machen wollte, wird jetzt wieder zurückgenommen. So werden die von vielen Nutzern als nervig empfundenen Sicherheitsnachfragen deutlich reduziert. Wieder gestrichen wird auch die Sidebar, die dort platzierten Mini-Anwendungen in Form von "Gadgets" können nun beliebig auf dem Desktop abgelegt werden.

Neue Taskleiste

Dessen Ränder bekommen eine zusätzliche Intelligenz: Schiebt man ein Fenster mit der Maus an einen Seitenrand nimmt es genau die Hälfte des jeweiligen Desktops ein, beim Bewegen an den oberen Rand wird es auf die volle Größe maximiert. Dazugelernt hat auch die Taskleiste am unteren Bildschirmrand. Jump Lists zeigen zu einem Programmsymbol die zuletzt mit dieser Anwendung geöffneten Dateien an. Sind in einem Programm mehrere Fenster geöffnet, werden die entsprechenden Symbole übereinander gelegt.

Netzwerke leichter einrichten

Mehrere Computer mit Windows 7 können zu einer "HomeGroup" zusammengeschlossen werden. Das vereinfacht die Einrichtung eines Heimnetzwerks erheblich. In Familien oder WGs lassen sich so Musiktitel, Fotos oder Videos problemlos auf einem anderen Computer im Netz nutzen. Über "MediaSharing" kann Musik auf einem Computer zentral gespeichert und in verschiedenen Räumen gehört werden.

Schneller

Sowohl Windows 7 als auch der Snow Leopard werben damit, dass sich die Bedienung des Computers mit den neuen Systemen deutlich beschleunigt. Zum neuen Mac gibt es noch keine Tests - Apple verspricht spürbar mehr Tempo bei Aufgaben wie der Aktualisierung von Symbolen im Finder, beim Backup oder beim Ausschalten des Rechners. Zu Windows 7 hat die Fachzeitschrift "c't" zwar keine durchgängige Beschleunigung gegenüber Vista oder XP messen können, aber dennoch einen flüssigeren Betrieb festgestellt.

Dies liegt auch daran, dass Windows 7 für einige Systemprozessee nur noch den Speicher der Grafikkarte nutzt und nicht mehr den Hauptspeicher. Auch das MacOS zapft verstärkt die in den vergangenen Jahren massiv verbesserte Leistung des Grafikchips an. In die gleiche Richtung gehen auch die Entwickler von Anwendungsprogrammen wie etwa Adobe mit seinem Photoshop.

KDE 4.3 seit August

Die Entwicklung von Linux verläuft kontinuierlicher. Das betrifft sowohl die Systembasis - aktuell ist der Linux-Kernel 2.6.30 - als auch die vielfältigen Distributionen mit ihren jeweiligen Besonderheiten. Beim meistgenutzten Desktop-Aufsatz KDE wurde Anfang August die Version 4.3 fertiggestellt. Zu den Neuerungen gehört die Möglichkeit, auf den einzelnen Desktops unterschiedliche Mini-Anwendungen (Widgets) zu platzieren.

Virtualisierung

Dank der immer ausgereifteren Software für "virtuelle Maschinen" lassen sich auf einem Computer auch mehrere Betriebssysteme installieren. Viele Mac-Nutzer haben so auch eine Windows-Umgebung zur Verfügung - meist für ein ganz bestimmtes Programm, das es nur für die Microsoft-Plattform gibt. Windows kann man mit Hilfe von "BootCamp" auch auf einer eigenen Partition der Mac-Festplatte installieren - der fliegende Wechsel ohne Neustart ist da aber nicht möglich. Auf einem Windows-PC lässt sich Linux problemlos als "Gastsystem" einrichten. Einen Besuch des Mac-Systems unterbindet Apple aber bisher, indem das Betriebssystem fest an die Apple-Hardware angekettet wird.

Preise

Bei den Preisen ist Linux unschlagbar - das Open-Source-System ist kostenlos. Auf dem Mac ist das Upgrade zum Snow Leopard mit 29 Euro deutlich billiger als die bisherigen Systemwechsel. Das auf einem Unix-Kern aufgebaute MacOS 10.6 kann nur noch auf einem Mac mit Intel-Prozessoren installiert werden. Für Windows sind noch keine Upgrade-Preise bekannt; die Vollversionen reichen von 120 Euro für die Version Home Premium bis 300 Euro für die umfassende Ultimate-Version. (APA/AP)