Korneuburg - Das Motiv war Geldnot. Warum sie aber bei einem Überfall auf ein Postamt in Korneuburg-Kierling auf die Angestellte mit einem Messer auch noch eingestochen hatte, konnte die 34-jährige Angeklagte am Montag vor Gericht nicht erklären. Urteil: zwölf Jahre Freiheitsstrafe für schweren Raub und absichtliche, schwere Körperverletzung. Fünf der acht Geschworenen sahen Mordversuch als nicht erwiesen an. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

In der Urteilsbegründung verwies Richter Gernot Braitenberg auf Milderungsgründe wie den ordentlichen Lebenswandel der zweifachen Mutter. Erschwerend sei jedoch das Zusammentreffen zweier Verbrechen. Wenn auch Raubüberfälle "leider massiv zunehmen" , so sei dieser Fall von außergewöhnlicher Brutalität und Heimtücke geprägt, wie sie ihm in seiner 25-jährigen Laufbahn noch nicht vorgekommen sei, sprach der Richter von einem nach dem vollendeten Raub "sinnlosen Einstechen" auf das Opfer, das zudem gar keinen Widerstand geleistet habe.

Die Angeklagte hatte ihrem Lebensgefährten gute finanzielle Verhältnisse vorgespiegelt, während sie tatsächlich Schulden hatte. Am 27. Februar war ein bestelltes neues Auto zu bezahlen - am Tag davor setzte sie den Gedanken, sich durch einen Überfall Bares zu beschaffen, in die Tat um. Sie schrieb einen Zettel "Überfall, Geld von Tresor, bin bewaffnet" und rief am Postamt an, um die Abgabe von schweren Paketen vorzutäuschen und die Angestellte damit zum Hintereingang zu locken. Dort bedrohte sie ihr Opfer mit dem Messer und drängte es zum Tresor.

Das Telefonat überführte die 34-Jährige schließlich. Es tue ihr alles sehr leid, waren ihre Schlussworte vor Gericht. (red/DER STANDARD-Printausgabe, 18.8.2009)