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Die "Arctic Sea" auf einem Archivbild: Der Verbleib des Schiffes war mehr als zwei Wochen unklar, was internationale Suchaktionen ausgelöst hatte.

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Moskau/Helsinki/Wien - Nach drei Wochen Ungewissheit kam am Montagnachmittag die gute Botschaft: Die Besatzung der seit Ende Juli vermissten "Arctic Sea" wurde auf ein russisches Schiff gebracht. Damit war zwar das Bangen um das Leben der 15 russischen Besatzungsmitglieder auf dem finnischen Frachter beendet, die mysteriösen Umstände der Entführung des angeblich lediglich mit Holz beladenen Schiffes sind aber noch lange nicht aufgeklärt.

Die russische Besatzung sei gesund und auf ein russisches Kriegsschiff gebracht worden, teilte Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow am Montag in Moskau mit. Das Schiff sei in der Nacht auf Montag 300 Seemeilen (550 Kilometer) vor dem Inselstaat Kap Verde gefunden worden. Die 15 russischen Seeleute würden jetzt von Ermittlern vernommen. Das russische Schiff "Ladny" der Schwarzmeerflotte habe die Männer an Bord genommen.

Doch über die Umstände der Rettung der Crew wurde zunächst nichts verlautet. Ebenso unklar blieb, ob auch Schiff und Ladung unversehrt in Sicherheit gebracht werden konnten - und ob (und wenn ja wie viel) Lösegeld bezahlt worden war.

Suchaktion

Das Verschwinden des unter maltesischer Flagge fahrenden 4000-Tonnen-Frachters hatte in den vergangenen Tagen eine Suchaktion ausgelöst, an der sich 20 Nationen beteiligt hatten. Dennoch war es nicht möglich gewesen, die Position des Schiffes nach dem 29. Juli - da hatte es den Ärmelkanal passiert - zu bestimmen. Nicht einmal, wann die Entführer an Bord gekommen waren, ließ sich eindeutig festmachen: Das Schiff soll wenige Tage nach der Abfahrt aus Finnland gekapert, aber von den Piraten rasch wieder verlassen worden sein, hatte es zunächst geheißen. Tatsächlich dürften die Entführer aber an Bord geblieben sein. All dies hatte von Anbeginn an wilde Spekulationen über den Grund der Entführung und die tatsächliche Ladung genährt.

Dass auch das amtliche Verwirrspiel um die Position des Schiffes Taktik gewesen sein dürfte, ist nun klar: Schon am Sonntag hatte ein russischer Militärsprecher in Brüssel erklärt: "Die Position ist bekannt, wird aber aus taktischen Gründen nicht bekanntgegeben."

Seit dem Wochenende soll der finnischen Reederei eine Lösegeldforderung vorgelegen sein. Kolportiert wurde eine Summe von 1,5 Millionen Dollar. Das entspräche dem Wert der Ladung - doch daran, dass wirklich Bauholz an Bord war, glaubte zuletzt kaum mehr jemand: Der Vizechef der russischen Seefahrergewerkschaft, Sergej Portenko, mutmaßte, der Frachter habe in Wirklichkeit Waffen für Afrika geladen gehabt. (red/DER STANDARD-Printausgabe, 18.8.2009)