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Kurt Exenberger gründete vor zehn Jahren in Kitzbühel die "Bike Academy", Österreichs erste Fahrrad-Technikschule. Davor war Exenberger als Straßen- und Mountainbikerennfahrer aktiv.

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STANDARD: Jedes Kind kann Radfahren. Wer braucht da eine Schule?

Exenberger: Radfahren ist eine komplexe Tätigkeit. Es gibt unheimlich viel zu berücksichtigen - und es gibt viele Techniken, die den Unterschied zwischen Spaß und Verzweiflung ausmachen. Da sind Tipps und Tricks sehr hilfreich.

STANDARD: Trotzdem fahren Leute Mountainbikerennen, die keinen Tau von Technik haben.

Exenberger: Natürlich! Man kann ja immer absteigen und schieben. Aber es geht auch um Sicherheit: Auf den Berg raufkommen viele - aber oben wird es haarig: Du bist am Limit - und sollst abfahren.

STANDARD:  Heißt das, dass Hobbyund Alltagsradler weder Trainer noch Schule brauchen?

Exenberger: Auf keinen Fall! Die Bremstechnik beim Mountainbikefahren kann Stadtradlern das Leben retten. Die Stadt ist dem Gelände da nicht unähnlich: Auch balancieren, enge Kurven fahren und rasch ausweichen muss man in der Stadt ständig.

STANDARD:  Wieso gibt es solche Schulen dann nicht in der Stadt?

Exenberger: Da liegt ein großes Potenzial. Viele Städter fahren im Verkehr - und auch in der Freizeit.

STANDARD:  Wäre dann nicht ein Radführerschein sinnvoll?

Exenberger: Man kann und soll nicht alles überreglementieren. Ich vergleiche das mit dem Skifahren: Viele machen einen Skikurs, weil sie wissen, dass gute Technik Vergnügen und Sicherheit erhöht - obwohl auch alle anderen runterkommen. Ein Führerschein wäre da kontraproduktiv. Über eine Helmpflicht soll man aber reden.

STANDARD:  Wieso?

Exenberger: Der Helm hilft, die gröbsten Verletzungen einfach zu vermeiden.

STANDARD:  Das gilt für jede Form des Radfahrens?

Exenberger: Ja. Für absolut jede.

STANDARD:  Welche Verletzungen lerne ich durch Kurse zu vermeiden?

Exenberger: Primär gilt es, Stürze zu vermeiden. Das Spektrum reicht da von Schulterverletzungen zu Schürfwunden, Brüchen und inneren Verletzungen bis zu Gesichtsverletzungen. Wir merken aber, dass bei Helmträgern Kopfverletzungen eher kein Thema sind.

STANDARD:  Wie lange dauert es, bis man ein guter Radfahrer ist?

Exenberger: Man sollte zwei, drei Techniktrainings absolvieren - und dann heißt es: viel fahren - so internalisiert man das Gelernte.

STANDARD:  Autonomes "Learning by Doing" gilt also nicht?

Exenberger: Wir haben Kunden, die seit Jahren gut und viel Rad fahren. Gerade ihnen gehen im Kurs die Augen auf: Sie haben jahrelang Fehler eingelernt und sich deshalb nicht weiterentwickeln können. "Learning by doing" geht mit den richtigen Informationen. Aber woher sollen die kommen?

STANDARD:  Wer sollte nicht biken?

Exenberger: Radfahren ist - unter ärztlicher Aufsicht - sogar Therapie. Übergewichtige und Menschen mit Rückenproblemen können Rad fahren: Richtig aufs Rad gesetzt und gut dosiert ist Radfahren für fast jeden ein guter Sport. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, Printausgebe, 17.08.2009)