Zagreb - Der andauernde Konflikt zwischen dem kroatischen Präsidenten Stjepan "Stipe" Mesic und der katholischen Kirche droht zu eskalieren. Mesic habe einen "Krieg" mit der Kirche begonnen, titelt die Zagreber Zeitung "Vecernji list" am Donnerstag. Anlass ist ein Rundfunkinterview des Präsidenten, in dem er am Mittwoch Kritik an der "privilegierten" Lage der katholischen Kirche in Staat und Gesellschaft übte. Solche Äußerungen seien "sehr gefährlich", warnte am Donnerstag der angesehene kroatische Theologe Adalbert Rebic.

Mesic hatte die Entfernung von Kruzifixen aus staatlichen Institutionen, Kasernen und Polizeistationen verlangt. So etwas sei in einem laizistischen Staat, in dem neben Katholiken, auch Orthodoxe Christen, Muslime, Juden und Atheisten leben, unannehmbar, sagte Mesic. Er kritisierte unter anderem auch die hohen staatlichen Zuschüsse für Kirchenbauten.

Diktaturvorwürfe

Rebic verglich Mesic mit den kommunistischen Diktatoren Lenin, Stalin und Josip Broz Tito, die ebenfalls Kruzifixe entfernen ließen. "Wir wissen, wie schlecht deren Ende war, und ich will nicht, dass auch Mesic so endet", sagte der Theologe. Das Kreuz sei nicht nur ein Religionssymbol, sondern auch das Symbol der westlichen Kultur, betonte Rebic im Staatsfernsehen HRT.

Schon vor mehreren Tagen hatte Mesic die Kirchenführung vergeblich aufgerufen, sich von einem Kommentar in deren Wochenzeitung "Glas koncila" zu distanzieren. Dort war Mesic als "Volksverräter" bezeichnet und seine psychische und leibliche Gesundheit infrage gestellt worden. Der Pressesprecher der kroatischen Bischofskonferenz lehnte einen Kommentar der Kirchenführung zu den Äußerungen des Staatschefs ab. Mesic zweite Amtszeit läuft Ende des Jahres ab. Laut Verfassung darf er nicht mehr kandidieren. (APA/dpa)