Salzburg - Das West-Eastern Divan Orchestra ist eine Initiative von überragender humanitär-politischer Bedeutung; sitzen doch junge Musiker aus Israel, Palästina und den arabischen Ländern miteinander an den Pulten. Umso mehr wünscht man sich, dass auch jedes Musikprojekt überzeugt, wobei dies wohl nicht jedes Mal der Fall sein kann.

Es war jedenfalls bei der konzertanten Version von Beethovens Fidelio ein recht weichgespülter Orchesterklang zu vernehmen: Wunderschön aufgebaut hat Daniel Barenboim die Crescendi vom Pianissimo weg, etwa in der Ouvertüre (es war die Nr. 3 zur Oper Leonore) oder in der Einleitung zum Gefangenenchor. Energie wurde hier jedoch nicht gebündelt - sie ging eher zahnlos in die Breite.

Die Sänger? Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe, zusammengehalten von der Präsenz Waltraud Meiers (als Leonore). Urgestein John Tomlinson war ein rechter "Rocco auf Lerchenau" , der seinen Part komödiantisch munter bellte. Den Gedanken, dass selbst eine konzertante Aufführung eine Art Regisseur vertragen könnte, weckte auch Simon O'Neill als Florestan, der sich (laut Libretto zu Beginn des 2. Aktes noch in Ketten) in vokale Heldenpose warf. Untadelig Stephan Rügamer als Jaquino und Viktor Rud als Don Fernando; souverän und geschmeidig im Klang der Wiener Staatsopernchor.

Bemerkenswert: Der verstorbene Schriftsteller und Orchestermitbegründer Edward Said hat seine Fidelio-Textfassung einst für eine Aufführung in Chicago (1998) geschrieben, doch sie erweist sich noch als tragfähig. Die "Geschichte" wird von Leonore im Rückblick erzählt; in wenigen Sätzen wird angedeutet, dass der Friede "derzeit" wohl noch hält, die Angst vor neuerlicher politischer Willkür aber nicht überwunden ist. (klaba / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14./15./16.8.2009)