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Ex-Außenminister Abdullah Abdullah ist der bekannteste Herausforderer von Präsident Hamid Karzai.

Foto: Marcel Mettelsiefen/Getty Images

Kabul - Der bekannteste Herausforderer des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai bei der kommenden Präsidentenwahl, Ex-Außenminister Abdullah Abdullah, hat den Amtsinhaber beschuldigt, ihm einen "prestigereichen Posten" bei einem Kandidaturverzicht versprochen zu haben. Karzai habe ihn aufgefordert, "Flexibilität" zu zeigen, gab Abdullah im Wahlkampf bekannt, kurz nachdem der berüchtigte Usbeken-Warlord General Abdul Rashid Dostum seine Unterstützung für Karzai verkündet hatte.

"Held der Republik"

Dostum, der den Ruf eines brutalen Kriegsherrn in Afghanistan hat, war einst von Karzai zum Generalstabschef der Streitkräfte ernannt worden. Die Milizen des Usbeken-Führers, der von der früheren pro-sowjetischen Regierung in Kabul zum Vier-Sterne-General befördert und mit dem Ehrentitel "Held der Republik" ausgezeichnet worden war, hatten unter anderem bei der Eroberung der Stadt Mazar-i-Sharif 2001 ein grauenhaftes Blutbad angerichtet. Damals waren Hunderte von gefangenen Taliban massakriert worden.

Nach Informationen der "New York Times" (NYT) vom Juli hatte die frühere US-Regierung des Präsidenten George W. Bush Ermittlungen gegen Dostum blockieren lassen. Der Ex-Kommunist Dostum wurde demnach nach dem 11. September 2001 vom US-Geheimdienst CIA unterstützt. Washington wollte verhindern, dass Erhebungen gegen den Usbeken-Führer Präsident Karzai schaden. 

Regierungsposten für Konkurrenten

Karzai sieht sich als sicherer Sieger der Wahl in der kommenden Woche und hat am Donnerstag seinen beiden wichtigsten Kontrahenten Posten in der nächsten Regierung angeboten. Damit schien Karzai möglichen Spannungen nach der Wahl entgegenwirken zu wollen. Wenn er die Präsidentenwahl gewinne, werde er Ex-Außenminister Abdullah Abdullah und Ex-Finanzminister Ashraf Ghani wieder Posten anbieten, wie er dies beim letzten Mal auch getan habe, erklärte Karzai.

Ein Sprecher Abdullahs betonte in einer ersten Reaktion, nicht Karzai, sondern die Menschen würden darüber entscheiden, wer die nächste Regierung bilde. Auch ein Sprecher Ghanis wies jegliche Absprachen vor der Präsidentenwahl zurück. Karzai gilt zwar als Favorit, in letzten Umfragen lag seine Zustimmungsrate aber unter 50 Prozent. Sollte keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichen, gibt es eine Stichwahl. (APA)