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Trauerzug am Friedhof in Krems beim Begräbnis jenes 14-Jährigen, der am 5. August bei einem Polizeieinsatz in einem Supermarkt erschossen worden ist.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Krems - Florian P., am Mittwoch vergangener Woche als mutmaßlicher Einbrecher in einem Merkur-Markt in Krems durch ein Projektil aus einer Polizeiwaffe getötet, ist am Donnerstagnachmittag in seiner niederösterreichischen Heimatstadt beigesetzt worden. Etwa 200 Menschen, drei Viertel davon Jugendliche, gaben dem 14-Jährigen das letzte Geleit. Bereits zuvor hatte in der Pfarrkirche Krems-Lerchenfeld die Seelenmesse stattgefunden.

Noch bevor sich der Kondukt von der Aufbahrungshalle des Friedhofs an der Wiener Straße zur letzten Ruhestätte des 14-Jährigen in Bewegung setzte, erklang Xavier Naidoos "Abschied Nehmen". Florians Mutter klagte über den Sarg ihres Kindes gebeugt: "Die haben mir den Buben weggenommen." Auf dem Sarg befand sich ein Bouquet mit weißen und roten Rosen. "Du warst unser alles. Wir vermissen Dich", war auf der weißen Schleife zu lesen. "In Liebe und tiefem Schmerz" stand auf dem mit roten Rosen bestückten großen Kranz der Eltern und Brüder.

14 aufgestellte Kerzen symbolisierten die Lebensjahre des Jugendlichen. In der Mitte befand sich die Taufkerze. Zum Gedenken an Florian P. waren Kärtchen mit seinem Foto aufgelegt, auf dem die Angehörigen "für alle Zeichen der Liebe und Freundschaft" und auch "für das letzte Geleit" dankten. Auf der Parte nahmen Eltern, Brüder, Oma, Tanten und Onkel, Cousin und Cousinen sowie alle Verwandten und Freunde Abschied von Florian P., "welcher auf tragische Weise im Alter von 14 Jahren viel zu früh von uns genommen wurde".

Pfarrer Günter Walter sprach vor den Hinterbliebenen die Erschütterung über den Tod von Florian an, "der uns so früh entrissen wurde". Er wies darauf hin, "dass es noch einmal anders ist, wenn ein so junger Mensch plötzlich und tragisch von uns geht."

Nach "Abschied nehmen" wurde, per Lautsprecher ins Freie übertragen, mit "Um uns herum" des deutschen Rappers Saad ein Lieblingslied des 14-Jährigen gespielt. Während dunkle Wolken aufzogen und in der Folge auch einige dicke Regentropfen vom Himmel fielen, erklang das "Ave Maria". Die Trauergäste hatten vor dem Begräbnis in Gruppen die Aufbahrungshalle betreten. Während der Zeremonie standen viele von ihnen stumm vor der Halle, einander an den Händen haltend, ehe sie ihrem Freund und Bekannten auf dessen letzten Weg folgten. 

Etwa 100 Menschen hatten zuvor an der Seelenmesse für Florian P. teilgenommen. Neben der Familie waren auch zahlreiche Jugendliche gekommen - fast alle dunkel gekleidet, viele hielten vorwiegend weiße und gelbe, aber auch rote Rosen in Händen. Mit zwei Co-Zelebranten und zwei Ministrantinnen hielt Pfarrer Günter Walter die Messe. Die Lesung war aus der Offenbarung Johannes gewählt, das Evangelium nach Johannes. Die Seelenmesse werde für Florian gefeiert, "den wir zu Grabe geleiten müssen", sagte der Priester. Er rief dazu auf, in die Feier betend hineinzulegen, "was wir Florian noch sagen wollten", ebenso wie die Trauer und Frustration. Die Begräbnisfeierlichkeiten gingen ohne Zwischenfälle über die Bühne. Polizeibeamte in Zivil hatten sich dezent im Hintergrund gehalten.

Kritik an Ermittlungen

In der Zwischenzeit wird immer heftigere Kritik an den Ermittlungen laut. "Es ist für mich ein Muss, dass sich die Staatsanwaltschaft in Wahrnehmung ihrer Leitungsfunktion aktiv in die Ermittlungen einbringt", meinte Richard Soyer, der Sprecher der Vereinigung der Österreichischen StrafverteidigerInnen. Der Wiener Strafrechtsprofessor Helmut Fuchs findet es "verwunderlich", dass die zuständige Staatsanwaltschaft im gegenständlichen Fall keine gerichtlichen Beweisaufnahmen beantragt hat.

Kritik äußerte Fuchs auch am Umstand, dass mit der Befragung der Polizisten, gegen die mittlerweile die Staatsanwaltschaft Korneuburg wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen ermittelt, tagelang zugewartet wurde, während der von ihnen angeschossene und schwer verletzte 17-Jährige längst im Spital zum Tatablauf vernommen worden war. "Das halte ich für außergewöhnlich. Das ist meines Wissens ein durchaus unüblicher Vorgang."

Gedenkstätte entfernt

Nach dem Begräbnis ist die für den 14-Jährigen spontan eingerichtete provisorische Gedenkstätte am Eingang des Supermarktes entfernt worden. Das hat Magistratsdirektor Karl Hallbauer am Freitag auf Anfrage bestätigt.

Jugendliche hätten die zum Gedenken an Florian P. aufgestellten zahlreichen Kerzen noch am Donnerstagabend bzw. in den Nachtstunden weggeräumt. Plakate, die in den vergangenen Tagen an der Mauer bzw. an Glasscheiben des Geschäfts angebracht worden waren und nicht abgeholt worden seien, würden vorerst im Merkur-Markt verwahrt, so Hallbauer. Er hatte vonseiten der Freunde und Bekannten des 14-Jährigen die Zusage, dass die Gedenkstätte nach dem Begräbnis von Florian P. geräumt würde. (APA)