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In Deutschland und Frankreich gibt es erste Anzeichen von "Grün". In Österreich bleibt es noch eher karg, auch wenn die Wirtschaftsforscher von einer "Verflachung" der Schrumpfung sprechen.

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Grafik: APA

Wien/Berlin - Die heimische Wirtschaft ist im zweiten Quartal 2009 zum vierten Mal in Folge geschrumpft. Allerdings fiel der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) mit -0,4 Prozent deutlich geringer aus als noch im ersten Quartal, als die Wirtschaft noch um 2,7 Prozent zurückging, so die Erkenntnis aus der Schnellschätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) vom Donnerstag. Gegenüber dem Vorjahresquartal ging das BIP um real 4,4 Prozent zurück, nach einem Minus von 4,7 Prozent (revidiert) im ersten Quartal 2009.

Die Wirtschaftsforscher führen die Verflachung der Krise vor allem auf den leicht gestiegenen Konsum zurück - nicht zuletzt durch die Verschrottungsprämie - sowie den deutlich verlangsamten Rückgang bei den Exporten. Vor allem die Warenausfuhr sank im Berichtsquartal real nur noch um 1 Prozent, nachdem sie in den zwei Quartalen zuvor noch um 8 Prozent zurückgingen. Insgesamt sanken die Exporte zwischen April und Juni um 1,1 Prozent, nach einem Minus von jeweils fast 6 Prozent im ersten Quartal 2009 und im vierten Quartal 2008.

Das Wifo sieht sich durch die Daten für das zweite Quartal in seinen bisherigen Erwartungen für das Gesamtjahr bestätigt. "Wir sind ein Stück zuversichtlicher, dass unsere Prognose halten wird", sagte Wifo-Experte Gerhard Rünstler. "Es sieht schon so aus, als könnte es sich heuer mit 3,5 Prozent ausgehen", meinte er. Das Wifo ging zuletzt Ende Juni von einem Rückgang des BIP im heurigen Jahr um "nur" 3,4 Prozent aus, während das IHS mit einem Minus von 4,3 Prozent rechnete.

Steigender Konsum

Der Konsum der privaten Haushalte nahm - trotz steigender Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit - um 0,4 Prozent zum Vorquartal zu, nach +0,1 Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres. Gefördert wurde die Kauflust durch die Steuersenkung und die geringe Inflation, so das Wifo. Zusätzlich habe die Einführung der Verschrottungsprämie - per 1. April - die Nachfrage nach Autos im zweiten Quartal hinaufschnellen lassen. Auf die heimische Wertschöpfung hat das nach Ansicht der Experten wenig Effekt gehabt, weil die Pkw großteils importiert wurden.

Die erzeugende Industrie verzeichnete im zweiten Quartal neuerlich einen Rückgang ihrer Wertschöpfung, wenn er auch mit real drei Prozent deutlich geringer ausfiel als noch im 1. Quartal (-10 Prozent).

Bei den Nachbarn hingegen geht wieder aufwärts

In der Bundesrepublik Deutschland geht es schon wieder leicht aufwärts. Die deutsche Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal laut Schätzung der deutschen Statistiker überraschend um 0,3 Prozent im Vergleich zum ersten Vierteljahr. "Das ist das erste Wachstum nach einem Jahr stetigen Schrumpfens", sagte ein Statistiker zu Reuters. Die von Reuters befragten 35 Analysten hatten mit einem erneuten Minus von 0,3 Prozent gerechnet.

Zu Jahresbeginn war die Wirtschaftsleistung mit revidiert 3,5 (bisher: 3,8) Prozent noch so stark eingebrochen wie nie. Ein Wachstum hatte es zuletzt im ersten Quartal 2008 gegeben.

Angekurbelt wurde die Konjunktur auch hier von den privaten und staatlichen Konsumausgaben - und von den Bauinvestitionen. Da die Importe stärker sanken als die Exporte, trug auch der Außenhandel zum Wachstum bei. Details wollen die Statistiker am 25. August nennen.

Wie stark die Wirtschaft aber immer noch unter den Folgen der weltweiten Finanzkrise leidet, zeigt der Vergleich mit dem zweiten Quartal 2008: Hier brach das Bruttoinlandsprodukt - die Summe aller in Deutschland hergestellten Waren und erbrachten Dienstleistungen - um 7,1 Prozent ein. "Einen stärkeren Rückgang gab es noch nie in der Nachkriegszeit", sagte ein Statistiker.

Die Bundesregierung und führende Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen bisher für 2009 mit einem Minus von sechs Prozent. Das wäre der stärkste Einbruch seit Gründung der Bundesrepublik. Ursache dafür ist die globale Wirtschaftskrise, unter der Exportweltmeister Deutschland besonders leidet.

Auch Frankreichs Wirtschaft leicht gewachsen

Aufwärts geht es auch in Frankreichs Wirtschaft, die sich im zweiten Quartal nominell aus der Rezession befreit. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone wuchs im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent, sagte Wirtschaftsministerin Christine Lagarde am Donnerstag dem Sender RTL. (APA)