Bild nicht mehr verfügbar.

Kampf für die Gleichheit: Birmingham im Mai 1963.

Foto: AP

Birmingham/Wien - Mehr als 40 Jahre nach ihrer Verurteilung in den USA wurden in Alabama die Vorstrafen von tausenden Bürgerrechtlern gestrichen. Allerdings: Viele der Vorkämpfer für die Gleichberechtigung der Schwarzen zeigten sich wenig erfreut.

Bürgermeister Larry Landford aus Birmingham, Alabama, entschied am Dienstag die Vorstrafen von Personen, die an der sogenannten Birmingham-Kampagne teilgenommen hatten, zu streichen. Die Kampagne wurde 1963 von Martin Luther King Jr. ins Leben gerufen. Ziel war es durch gewaltfreie Aktionen auf die ungleiche Behandlung der Schwarzen aufmerksam zu machen.

Zahlreiche Mitglieder der Kampagne wurden aber wegen ihrer Teilnahme an nicht genehmigten Demonstrationen verurteilt.
Auch nach so langer Zeit sei es wichtig, dieses Signal der Entschuldigung zu senden, begründete Bürgermeister Landford seine Entscheidung.

Die Rehabilitation hat heute aber nur noch symbolischen Wert. Horace Huntley, Leiter des Birmingham Civil Rights Institute, kritisiert: „Ich habe mit Leuten gesprochen, die wegen ihrer Verhaftung keine Arbeit mehr finden konnten. Heute sind sie im Pensionsalter." Landford nahm nach eigenen Angaben an, dass die Bürgerrechtler, von Birmingham bereits rehabilitiert wurden, bis die Nachrichtenagentur Associated Press bei ihm anrief, um Informationen zu dem Thema zu bekommen.

Doch nicht alle sind von der Begnadigung begeistert: „Wir sind ins Gefängnis gegangen, um frei zu sein", sagte die Pfarrerin Gwendolyn Webb-Happling, die während einer Demonstration im Alter von 14 Jahren verhaftet wurde. Sie spricht vielen ehemaligen Teilnehmern, die ihre Vorstrafe als Ehrenzeichen betrachten, aus dem Herzen. 2006 wurde mit dem Rosa-Parks-Gesetz die Grundlage geschaffen, wonach die Vorstrafen von Teilnehmern gewaltfreier Demonstrationen der Bürgerrechtsbewegung auf Antrag gelöscht werden können. Bis zur Initiative des Bürgermeisters am Dienstag ging kein einziger Antrag ein.

Ende der 50er-Jahre erhoben sich die ersten Bürger in Birmingham gegen die Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen, wie Restaurants und Kinos. Die Bewegung erhielt immer mehr Zulauf. Birminghan war auch Schauplatz vieler Ku-Klux-Klan-Anschläge, die Stadt bekam den Spitznamen „Bombingham". Die Birmingham- Kampagne gab wichtige Impulse für den Civil Rights Act 1964, der die Gleichstellung von Schwarzen und Weißen festschrieb. (Bernd Vasari/ DER STANDARD Printausgabe, 13.8.2009)