Paris/London/Amsterdam - Internationale Tageszeitungen schreiben am Mittwoch über die Verurteilung der burmesischen Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi zu 18 Monaten Hausarrest:

"Le Monde" (Paris):

"Das Urteil könnte relativ mild erscheinen. Als wollten die burmesischen Militärs damit der internationalen Gemeinschaft zeigen, dass sie ihren Warnungen nicht völlig verschlossen geblieben sind. Dennoch bleibt die Verurteilung der burmesischen Oppositionsführerin inakzeptabel. Der britische Premier Gordon Brown hat unverzüglich seinen 'Zorn' über die 'völlige Missachtung der internationalen öffentlichen Meinung' geäußert. Den burmesischen Militärs geht es darum, ein weiteres Mal der Politikerin einen Maulkorb anzulegen, die die Wahlen 1990 mit großem Vorsprung gewonnen hat und gegen die sie die Macht ergriffen haben. Sie haben damit dem Land eine Diktatur, Isolierung und schwere Unterentwicklung aufgezwungen. Diese 18 Monate Hausarrest sind 18 Monate zu viel."

"Libération" (Paris):

"Auch wenn Aung San Suu Kyi mehr als 14 der letzten 20 Jahre in Haft verbracht hat, so bleibt sie die Stimme Burmas. Sie bleibt das Symbol des Widerstandes eines Volkes, trotz ihrer Haft und der Parodie von Justiz, der sie unterworfen wird. Die internationale Gemeinschaft hat ihren beispielhaften Kampf mit einem wohlverdienten Nobelpreis unterstützt und hat versucht, die Junta Burmas mit begrenzten Sanktionen zu isolieren. Doch die Nachbarländer, China an erster Stelle, haben diese Sanktionen umgangen und beuten die Bodenschätze dieses reichen Landes aus. (Der französische Erdölkonzern) Total überweist der Junta weiterhin Lizenzgebühren. Wenn die Welt Aung San Suu Kyi und die Burmesen retten will, dann muss sie diese Sanktionen wirksam machen müssen."

"The Times" (London):

"Das Urteil der burmesischen Junta, Aung San Suu Kyi zu weiteren 18 Monaten Hausarrest zu verurteilen, ist eine Schande. Es ist ein brutaler und ungerechter Versuch, vor den Wahlen im kommenden Jahr die Frau zum Schweigen zu bringen, die das Gewissen des Landes verkörpert, und es ist ein zynisches politisches Manöver, um die Opposition gegen die Unterdrückung der Herrschaft der Generäle einzuschüchtern. Demokratien in aller Welt haben gegen dieses Urteil protestiert und eine Verschärfung der Sanktionen gegen dieses Land angekündigt, das zu den übelsten Regimes dieser Welt gehört. Schärfere Sanktionen gegen Burma sind das Gebot der Stunde."

"De Volkskrant" (Amsterdam):

"Wenn Aung San Suu Kyi in Freiheit wäre, könnte sie die inszenierte Show der Wahlen im kommenden Jahr sehr ernsthaft stören. Es hat zwar keinen Sinn, nun so zu tun, als ob sich die Junta nennenswert durch internationale Proteste erschrecken lassen würde. Doch das sollte kein Grund dafür sein, nicht alle zur Verfügung stehenden diplomatischen Mittel einzusetzen, mit denen eine Frau unterstützt werden könnte. Denn ihr Mut und ihre Unverzagtheit sind eine Quelle der Inspiration für jeden, der für Freiheit und Demokratie eintritt." (APA)