Wien/Graz - Der Diagonale-Eröffnung am Montag wird Kunststaatssekretär Franz Morak (VP) nicht beiwohnen: Nach Budgetgesprächen werde er um 19 Uhr eine Ausstellung von Mehrdad Sadri eröffnen. Gegenüber dem STANDARD nahm er aber zur Neuausschreibung der Intendanz, die heuer zum letzten Mal Christine Dollhofer und Constantin Wulff innehaben, Stellung.

Die Ausschreibung hatte für Erstaunen und Entrüstung gesorgt. Denn sie erfolgt nicht nur sehr spät, sondern verlangt von der Leitung auch die Kenntnis "einer mittel- bzw. osteuropäischen Sprache in Wort und Schrift". Was zur Folge hat, dass sich nur ein enger Personenkreis bewerben kann. Gerüchteweise wird Zdenka Badovinac, Leiterin der Moderna Gallerija Lubljana und im Vorjahr Österreich-Kommissärin für die Biennale Sao Paulo, als Wunschkandidatin von Morak gehandelt.

Von einer auf eine Person zugeschnittenen Ausschreibung will Morak nichts wissen: "Ich habe Christine Dollhofer nahe gelegt, sich zu bewerben. Es gibt ja durchaus die Möglichkeit einer Doppelführung." Auch verwehrt er sich gegen den Vorwurf der Verzögerungstaktik: "Wir hatten bekanntlich eine Wahl. Und ich wollte mit der Ausschreibung warten, bis feststand, wie das neue Kabinett ausschaut und ob ich dabei bin." Den Einwurf, er hätte es eilig gehabt, noch vor der Wahl einen Volksoperndirektor zu bestellen, lässt er nicht gelten: Die Oper benötige weit längere Vorlaufzeiten.

Ihm ginge es um Grundsätzliches: "Dollhofer und Wulff haben gute Arbeit geleistet." Vor allem im Vergleich mit den früheren Standorten sei Graz eine Erfolgsstory: "Nirgendwo sonst gab es eine derartige Aufmerksamkeit für den Film. Für mich ist daher Graz ein Parameter. Der zweite ist: eine Leistungsschau des österreichischen Films in seiner gesamten Bandbreite."

Man sollte sich aber fragen, wie das Festival noch besser positioniert werden könne: "Graz hat durch die Öffnung der Grenzen einen neuen Stellenwert bekommen. Diesem Umstand hat man Rechnung zu tragen. Im zentral- und osteuropäischen Raum lässt sich ein Schatz heben. Es wäre daher gut, wenn man den Leuten, die dort leben, in ihrer eigenen Sprache begegnet."

Weil Kulturpolitik nicht nur das Verwalten von Stagnation sein dürfe, stellt Morak auch den Termin infrage: "Dass die Diagonale im März stattfindet, ist ja kein Menschenrecht. Vielleicht wäre es für den österreichischen Film besser, wenn sie zu einem anderen Zeitpunkt stattfindet. Wir werden das mit internationalen Fachleuten diskutieren. Davon können Sie ausgehen!" (Thomas Trenkler/DER STANDARD, Printausgabe, 24.3.2003)