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Ehemaliger Kommunist auf dem Weg zur Präsidentschaft.

Foto: AP Photo/John McConnico

Bis zwei Monate vor der jüngsten Parlamentswahl in Moldau am 29. Juli war der 43-jährige Marian Lupu ein bedeutendes Mitglied der da noch regierenden Kommunistischen Partei (PCRM) - ab Juni 2000 Vize-, ab August 2003 Wirtschaftsminister und nach der Wiederwahl der Kommunisten 2005 sogar Parlamentspräsident -, also mehr oder minder die Nummer zwei im Staat.

Als er am 10. Juni in die Opposition wechselte, war die Überraschung nicht gering, zumal er nach den umstrittenen Wahlen im April 2009 sogar als Nachfolger des kommunistischen Präsidenten Vladimir Voronin gegolten hatte. Seinen Austritt begründet er mit scharfen Worten: „Ich will bei den schmutzigen Spielen der Kommunistischen Partei nicht mehr mitmachen. Ich bin frei, ich schulde niemandem mehr etwas." Nun möchte Lupu Präsident werden, obwohl er jetzt nur Chef der Demokratischen Partei (PDM) ist.

Bei den Parlamentswahlen kamen die Demokraten auf knapp 13 Prozent und wurden viertstärkste Partei. Die Wahlen gewannen wieder die Kommunisten, allerdings verfügen sie mit 48 von 101 Sitzen nicht mehr über die Mehrheit. Lupu, der zusammen mit den anderen Oppositionsführern die „Allianz für Europäische Integration" gegründet hat, will die bisherige Alleinregierung der Kommunisten ablösen und die innenpolitische und wirtschaftliche Krise des Landes beenden. Er hofft, dass seine früheren Anhänger bei den Kommunisten seine Wahl zum Präsidenten unterstützen. Einige von ihnen haben dies bereits zugesichert.

Selbst als kommunistischer Funktionär galt Lupu als Reformer pro-westlicher Orientierung, hatte er doch ab 1994 für den Internationalen Währungsfonds und die Welthandelsorganisation in Washington und Genf gearbeitet. Schon sein Vater, ein Mathematikprofessor, galt als progressiv. Die Wahl Lupus würde „zur Erneuerung der Partei führen", sagte deshalb nun auch sein Vorgänger in der Demokratischen Partei, Dumitru Diacov. Lupu verspreche „die Erneuerung der politischen Klasse. Ich bete zu Gott, dass dies ein ansteckendes Beispiel auch für andere Parteien sein wird."

Lupu selbst gibt sich optimistisch und will einen freundschaftlichen Kurs einschlagen, sowohl zur EU und was einen möglichen Beitritt Moldaus betrifft, als auch in den bislang sehr spannungsreichen Beziehungen zu Nachbarländern wie der Ukraine, Rumänien und Russland. Lupu mag Elton John und die moldauische Ehtnorockband Zdob si Zdub, die auch zeitweise in Wien gastiert.  (Laura Balomiri, DER STANDARD, Printausgabe, 11.8.2009)