Glanz füllt die Augen der Kassiererin in der Tate Britain, in der - wie in der Mumok Factory - Duncan Campbells preisgekrönte Arbeit Bernadette (2008) gezeigt wird: Es geht um Bernadette Devlin, klärt die junge Frau auf. Devlin war eine politische Aktivistin der späten 1960er-Jahre und damals das jüngste weibliche Member of Parliament. "Und Irin, so wie sie selbst!" , fügt sie hinzu. Ja, um Devlin, die mehr als eine Generation später noch immer als Identifikationsfigur junger Frauen dient, geht es tatsächlich in Duncan Campbells Film.

Allerdings ist Bernadette kein Filmporträt im klassischen Sinn. Campbell, ebenso ein Bewunderer von Devlin, die sich im direkten Widerstand gegen eine Diskriminierung der Katholiken einsetzte, versucht aber etwas anderes: Er montiert dokumentarisches Foto- und Filmmaterial zu einem Film, der zwar wenig erzählt, aber dennoch - durch den authentischen Charakter des Materials - auf das Vertrauen der Betrachter zählen darf.

Campbell spielt mit den gängigen Erzählformen von Geschichte. Je weiter der Film fortschreitet, umso augenscheinlicher werden seine Manipulationen und die These, dass Dokumentation auch nur eine Form von Fiktion ist.

Weniger ernst der Film Sigmar: eine abstrakte Hommage an den deutschen Maler Polke, die mit gegrunzt-gebrummten Sprachfetzen und animierten Details aus dessen Bildern sowie fingiertem Material gleichermaßen zu fesseln wie zu verzücken weiß. (kafe, DER STANDARD/Printausgabe, 11.8.2009)