Wien – Das Projekt "Mentoring für Migranten" geht in die Verlängerung. Um vorerst ein Jahr wird das im Februar 2008 in Wien initiierte Projekt – hinter dem das Arbeitsmarktservice, der Österreichische Integrationsfonds und die Wirtschaftskammer stehen – ausgedehnt. Die Idee dahinter: Erfahrene Persönlichkeiten des Wirtschaftslebens (Mentoren, sie werden von der Wirtschaftskammer gestellt) helfen qualifizierten Migranten, am österreichischen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. 

Großer Andrang

In der ersten Runde haben sich rund 30 Migranten gemeldet, denen ein Mentor zur Seite gestellt wurde. "Mehr als 20 Bewerbungen haben wir uns nicht erwartet" , erklärt Bettina Huber vom Arbeitsmarktservice Österreich. Dann hat Oberösterreich sein Interesse an dem Projekt angemeldet, und im dritten Durchgang will auch Niederösterreich einsteigen. Die nächste Frist für Migranten, sich bei dem Projekt zu bewerben, endet im September. Die Zahl der sogenannten "Mentees" soll aber "überschaubar gehalten werden" , sagt Huber zum Standard. Die Mindestanforderungen für das Mentor-Programm sind Deutschkenntnisse, zumindest ein Lehrabschluss und ein Aufenthaltstitel bzw. eine Arbeitsberechtigung.

Netzwerke bilden

AMS-Vorstand Johannes Kopf hat bereits als Mentor fungiert und einer Tunesierin einen Job im Sozialbereich vermitteln können. Daniel Lehner von ISS Facility Services hat einer russischen Biologie-Lehrerin geholfen, eine Lehrstelle als Bürokauffrau zu bekommen.

"Die Jobvermittlung steht nicht im Mittelpunkt des Projekts" , erklärt Huber. Es gehe vor allem darum, mit den Bewerbern ihre Unterlagen durchzugehen oder Bewerbungsgespräche zu trainieren. "Es geht um den Aufbau eines Netzwerkes" , erklärt Huber. Darum, sich mit einem Ansprechpartner auszutauschen. Dadurch entstehe das Gefühl, angenommen zu werden. 

Familienname sagt nichts aus

Das Projekt soll auch helfen, Vorurteile in Betrieben abzubauen, etwa jenes, dass Menschen mit bestimmten Familiennamen von vornherein nicht zu einem Gespräch eingeladen werden, ungeachtet ihrer Qualifikation. Vorigen Herbst konnten von den bis dahin gemeldeten 60 Mentees 50 Prozent am Arbeitsmarkt integriert werden. Bei den Bewerbern hält sich der Anteil Frauen/Männer die Waage. Die meisten Migranten konnten im Bereich Ökologie und Informationstechnologie untergebracht werden.

Abgeschaut hat man die Idee von Kanada. Dort werden jährlich rund 700 zugewanderte Personen von Mentoren an Unternehmen vermittelt. In Österreich haben bisher 200 Paare am Mentoringprogramm teilgenommen. Jeder Mentor arbeitet mit seinem Mentee drei Monate zusammen. (Bettina Pfluger, DER STANDARD Printausgabe, 11.8.2009)