Nuku'Alofa - Bei dem Fährunglück vor der Küste der Südpazifik-Insel Tonga sind vermutlich deutlich mehr Menschen ums Leben gekommen als bisher angenommen. An Bord der "Princess Ashika" befanden sich Polizeiangaben vom Sonntag zufolge vermutlich 149 Menschen; 93 von ihnen, darunter zwei Deutsche, werden noch vermisst.

Die Zahl der Vermissten könne weiter steigen, sagte ein Polizeikommandeur am Sonntag. Es würde weiterhin untersucht, wie viele Menschen sich tatsächlich an Bord der Fähre befanden. Auf der Passagierliste des 34 Jahre alten Schiffes waren nur 79 Menschen eingetragen. 54 Überlebende konnten geborgen werden. Bisher wurden zwei Leichen gefunden, darunter die eines in Neuseeland lebenden Briten. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes werden ein 28-jähriger Mann und eine 27-jährige Frau aus Bayern vermisst. Ebenfalls vermisst werden zwei Franzosen, an Bord befand sich zudem ein japanisches Besatzungsmitglied. Die Polizei wollte nicht ausschließen, dass noch mehr ausländische Passagiere an Bord waren.

Spezialisten aus Neuseeland und Australien setzten am Sonntag die Suche nach der in der Nacht auf Donnerstag gesunkenen Fähre fort. Das ursprünglich in einer Tiefe von 35 Metern geortete Schiff ist vermutlich auf dem unebenen Meeresboden in eine Tiefe von etwa 100 Metern gerutscht. Die neuseeländische Luftwaffe stellte ihre Suche über dem Unglücksgebiet am Samstag ein.

Zur Unglücksursache gab es zunächst keine neuen Erkenntnisse. Die vor einem Monat von Fidschi gekaufte Fähre hatte Augenzeugenberichten zufolge kurz vor Mitternacht auf dem Weg von der Hauptstadt des kleinen Königreichs, Nuku'Alofa, zur Insel Ha'afeva bei starkem Wellengang Schlagseite bekommen und war binnen einer Minute gesunken. Bei den 54 Überlebenden handelt es sich ausschließlich um Männer. Sie konnten sich auf Rettungsbooten in Sicherheit bringen. Frauen und Kinder hätten unter Deck geschlafen, hieß es.

Tongas Ministerpräsident Feleti Sevele erklärte, die Fähre hätte vor ihrer Jungfernfahrt in Tonga die Sicherheitsinspektionen durchlaufen und bestanden. Transportminister Paul Karalus kündigte eine Untersuchung des Unglücks durch einen neuseeländischen Marine-Spezialisten an.

Fähren gehören zu den wichtigsten Transportmitteln der 100.000 Einwohner des mitten im Pazifik liegenden Inselarchipels. Die "Princess Ashika" sollte 2011 durch eine neue Fähre ersetzt werden. (APA/AFP)