Wien - Mit ... sinnlich, weiblich, flämisch - Frauenbilder rund um Rubens hat das Kunsthistorische Museum eine Austellungsreihe begonnen, die sich ganz auf die verschiedenen Sammlungen des Hauses verlässt. Intermezzo, so der Titel der losen Folge von kleineren thematischen Präsentationen in je einem Saal des Hauses, stellt endlich wieder die Objekte selbst in den Mittelpunkt - und damit das, was ein Museum ausmacht: die eigene Sammlung.
Womit Generaldirektorin Sabine Haag betont, dass gute bzw. spannende Kunst nicht jene ist, die sich im internationalen Leihverkehr eine Senator-Card erflogen oder die meisten Beteiligungen an Großausstellungen aufzuweisen hat. Und dass Sehen mehr ist, als unkritisch sogenannten Spitzenwerken hinterher zu reisen. Kunst isoliert vom Kontext ihres Entstehens, von zeitbedingten Konventionen ihrer Präsentation, von ihrem Anteil an der Geschichte der Sammlung zu zeigen, ist bestenfalls ästhetische Sensation, darüber hinaus aber wenig sinnstiftend.
Ausgehend von den zumindest als Sujet allgemein bekannten Meisterwerken des Peter Paul Rubens aus dem Kunsthistorischen Museum - Pelzchen, Cimon und Efigenie und seinem Selbstporträt - hat Kuratorin Gerlinde Gruber in den Depots nach Werken gesucht, die aus Platzgründen kaum je öffentlich ausgestellt wurden, oder in der ehemaligen Sekundärgalerie in der Menge womöglich untergegangen sind. Grubers thematischer Fokus lag dabei auf dem Frauenbild und weiblichen Schönheitsideal im katholischen Flandern des Barock, das Rubens wesentlich geprägt hat.
Sie stellt Rubens sinnlicher Üppigkeit andere zeitgenössische Frauenbilder gegenüber, zeigt Darstellungen des alltäglichen bürgerlichen bzw. bäuerlichen Lebens (Jan Brueghel d. Ä, Besuch auf dem Pachthof; David Teniers d. J., Wurstmachen) und verschiedenste Rollenauffassungen in mythologischen Darstellungen.
In den meisten Fällen haben Männer diese Typologien angelegt, Männer wie Peter Paul Rubens oder Anthonis van Dyck oder David Teniers. Eine höchst bemerkenswerte Ausnahme bildet da eine Künstlerin: Michaelina Woutiers stellt sich mutig selbst im Gefolge des Bacchus dar, mit entblößter Brust.
Zu einer Zeit, als es Frauen nicht möglich war, nach dem Modell zu zeichnen, verrät ihr Gemälde eine ungewöhnliche Vertrautheit mit der männlichen Anatomie. Dabei wählt sie für sich einen distanzierten Gesichtsausdruck, einen kühlen, klassischen Farbauftrag und entscheidet sich selbstbewusst für das große Format.
Auf das Intermezzo 01 folgen im nächsten Jahr Starke Köpfe - Porträts aus dem KHM. (Markus Mittringer / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.8.2009)