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Die Liste an Vorwürfen gegen Ex-Immo-Chef Karl Petrikovics wird immer länger.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Immer neue Seitenstränge tun sich in der Causa Immofinanz auf. Wie berichtet ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien gegen etliche ehemalige Manager, Aufsichtsratsmitglieder und Geschäftspartner der Gruppe, zu der einst die börsenotierten Gesellschaften Immofinanz und Immo-east (sie gehört zu rund 55 Prozent der Immofinanz) und die Constantia Privatbank CPB gehörten.

Personell zusammengehalten wurden diese Gesellschaften von Karl Petrikovics: Er hat sie alle drei bis zum Vorjahr, als die Immobilienkrise zuschlug und zudem millionenschwere karussellartige Immo-Aktiendeals der CPB aufflogen, geführt. Die Bank musste im Herbst aufgefangen werden, steht seit längerem zum Verkauf.

Neuer Verdacht

Staatsanwalt Norbert Haslhofer erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ex-Manager Petrikovics, Norbert Gertner, Christian Thornton u. a.: von irreführenden Ad-hoc-Meldungen, über Verschweigung des Kaufs eigener Aktien "in enormem Umfang" , bis hin zu zweckentfremdeter Verwendung eines erheblichen Teils von Emissionserlösen (aus Kapitalerhöhungen; Anm.). Die Tatbestände dahinter wiegen schwer: Betrug, Untreue, Insiderhandel, Bilanzmanipulation. der Standard betont, dass für alle Genannten die Unschuldsvermutung gilt.

Seit kurzem hat sich nun ein neuer Verdacht gegen Petrikovics, Gertner und Helmut Schwager aufgetan. Schwager hat jahrzehntelang für den Industriellen Herbert Turnauer gearbeitet, der die Constantia-Gruppe gegründet und seinen beiden Kindern, Max T. und Christine de Castelbajac vermacht hat (sie teilten sie dann auf). Bis Februar war Schwager im Vorstand der Constantia Packaging AG (sie ist Castelbajac zuzurechnen), zudem saß er im Aufsichtsrat der beiden Immo-Gesellschaften und der Constantia Privatbank.

Gegen alle drei ermittelt der Staatsanwalt nun aufgrund eines jüngst aufgetauchten Sachverhalts wegen des Verdachts der (Beihilfe zur) Untreue; auch da gilt die Unschuldsvermutung. Petrikovics war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen, Gertner will seine Sicht demnächst erklären, Schwagers Anwalt Georg Zanger gibt keine Stellungnahme ab, bevor er nicht alle Unterlagen gesehen hat.

Vorwurf an die Ex-Manager

Was den drei Ex-Managern vorgeworfen wird (ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigt das): Sie hätten 2004 Scheinrechnungen über in Summe 750.000 Euro an die CPB Corporate Finance Consulting GmbH gestellt und das Geld auch kassiert. (Die GmbH gehört Castelbajacs Constantia Packaging B. V., die damals Eigentümerin der Constantia Privatbank war.)

Verrechnet hätten die Drei "Vermittlungstätigkeiten" - die es freilich nicht gegeben habe. Das sollen die Beschuldigten bei ihren Einvernahmen auch zugegeben haben, den strafrechtlichen Vorwurf bestreiten sie. Ihre Rechtfertigung: Sie hätten niemandem Schaden zufügen wollen, die 750.000 Euro (Petrikovics stieg am besten aus) seien ihnen vielmehr zugestanden. Und zwar aus Gewinnen aus Aktiendeals, die sie rund um den Börsegang der Immoeast (im Dezember 2003) gemacht hätten.

Denn bereits im April 2003 habe es ein "Private Placement" von Immoeast-Aktien gegeben, in dessen Rahmen sie Aktien gekauft hätten. Nach dem Börsengang hätten sie die Papiere profitabel verkauft. Gesamtgewinn daraus: 750.000 Euro.

Eigenes Geld für den Ankauf der Immoeast-Aktien hätten sie nicht in die Hand genommen, das Ganze sei auf Pump gegangen. Die Frage nach der Identität des Kreditgebers soll nicht beantwortet worden sein, das wisse man nicht.

Was die Causa auch nicht einfacher macht: Das Geschäft sei über einen Treuhänder abgewickelt worden, wer das gewesen sein könnte, daran hat sich bislang niemand erinnern können.

"Schutzbehauptung"

Die Ermittler glauben diese Rechtfertigung nicht; sie halten sie für eine Konstruktion, die im Nachhinein entstanden ist, um den Schädigungsvorsatz (den Untreue voraussetzt) so zu sagen auszuschalten. Der Verdacht: "Die drei Herren haben sich die Dreiviertel- million Euro ohne Grund aus der Gesellschaft geholt." Bisher sei jedenfalls kein Dokument gefunden worden, das die Darstellung der Beschuldigten untermauert.(Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.8.2009)