Detroit/Rüsselsheim - Das Rennen um Opel bleibt spannend: Trotz des starken politischen Drucks aus Deutschland zugunsten des Bieters Magna hat sich die bisherige Konzernmutter General Motors (GM) noch nicht entschieden und strebt auch keine rasche Lösung an. GM-Verhandlungsführer John Smith widersprach Presseberichten, wonach Magna bereits ausgewählt wurde. "Dies ist nicht der Fall", schrieb Smith am Donnerstag in einem Internet-Blog. Die Gespräche sowohl mit dem kanadisch-österreichischen Autozulieferer als auch mit dem Finanzinvestor RHJI dauerten an. An diesem Freitag treffen sich GM-Chef Fritz Henderson und Magna-Chef Siegfried Wolf allerdings einem Zeitungsbericht zufolge zu einem Gespräch.

Die Vorstandschefs wollen nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) in der GM-Zentrale in Detroit über die noch offenen Fragen verhandeln. Die Zeitung berief sich auf Kreise der vier Bundesländer mit Opel-Standorten und Magna-Konzernkreise. "Das Treffen ist grundsätzlich ein gutes Zeichen für Magna", sagte eine mit den Gesprächen vertraute Person. Ob es zu einem Durchbruch zugunsten von Magna komme, sei aber offen. Die Amerikaner, die mit 35 Prozent an Opel beteiligt sind, wollten eine Garantie, dass ihr Anteil nicht unter 20 Prozent sinkt.

Kein schneller Abschluss erwartet

Einen schnellen Abschluss der Verhandlungen erwarten die Verhandlungspartner nicht. "Mehr wird in den nächsten Wochen mitgeteilt", sagte Smith. GM dämpfte damit die Euphorie der Landesregierungen mit Opel-Standorten. Sie hatten erklärt, eine Einigung sei noch in dieser Woche möglich.

Nach den Worten von GM-Vorstand Smith hat es in dieser Woche konstruktive Gespräche sowohl mit Magna als auch mit dem zweiten Bieter RHJI gegeben. Smith sprach von Fortschritten, allerdings sei es nicht einfach, angesichts der vielen beteiligten Interessengruppen zu einer Entscheidung zu kommen. GM bevorzugt nach wie vor das Konzept des Finanzinvestors RHJI, das Smith "das einfachere Konzept" nannte.

Mit Magna habe es zu Beginn der Woche etwa 30 offene Fragen gegeben, von denen ein Drittel abgearbeitet sei. Die anderen noch ungeklärten Punkte beim Magna-Konzept seien aber nur schwer zu lösen. Teilweise sei man auch auf Dinge zurückgekommen, die schon als abgehandelt gegolten hätten.

Heute berichtet die FAZ, RHJ International erwäge einen neuen Anlauf. Der Finanzinvestor wolle sein Kaufangebot für Opel nachbessern. "Wir könnten mit weniger als 3,8 Milliarden Euro Staatskredit auskommen", zitierte die FAZ Unterhändler von RHJ. Voraussetzung dafür sei, dass der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) von RHJ dieselben Lizenzgebühren für die Patentnutzung fordere wie von Magna. Dies wären 3,25 statt bisher 3,5 Prozent vom Kaufpreis eines Autos.

Schlüsselfrage Patente

Eine der Schlüsselfragen für GM sei die des geistige Eigentums, schrieb Smith in seinem Blog. "Der Verkauf sollte nicht zu einer Pipeline werden, in der wertvolles geistiges Eigentum mit unbekanntem Ziel verfrachtet wird." Zu den ungelösten Fragen zählte der GM-Verhandlungsführer aber unter anderem auch die Rolle Russlands und die Entwicklungsverantwortung.

Magna-Kreise in Österreich bestätigten, Hauptstreitpunkt bei den Verhandlungen seien momentan noch die Patentrechte. GM fürchte, dass durch die Magna-Kooperation mit dem russischen Autobauer Gaz firmeneigenes Know-how an einen Konkurrenten fließen könnte. Dies schien nach den Angaben aus Magna-Kreisen ausgeräumt. Magna habe sich unter anderem bereiterklärt, der früheren Opel-Mutter GM ein Vetorecht zuzugestehen, falls ein Opel-Anteil mit Patentrechten an Dritte weiterverkauft werden solle.(APA)