Bild nicht mehr verfügbar.

Das Kaufhaussterben ist in Deutschland angekommen, in Österreich ist es schon mehr oder weniger vorbei.

Fotos: AP/Montage: Putschögl

Am Samstag schließt die insolvente Warenhauskette Hertie deutschlandweit 24 ihrer noch bestehenden 50 Filialen, der Rest soll bis Ende nächster Woche folgen. Damit setzt sich das Sterben der klassischen Kaufhäuser in Deutschland weiter fort. Die vier großen Warenhaus-Konzerne Karstadt, Kaufhof, Hertie und Horten haben zwischen 1994 und Frühjahr 2009 bundesweit 129 Filialen dichtgemacht.

"In Österreich ist diese Vertriebsform schon lange tot", meint Wolfgang Richter, Geschäftsführer des Standortplaners RegioPlan. Hierzulande gäbe es Kaufhäuser so gut wie gar nicht mehr, die meisten mutierten zu "kleinen Shoppingcentern". Gerngross, Forum, Kastner & Öhler, Quelle sind in ihrer ursprünglichen Form und Filialanzahl quasi nicht mehr vorhanden.

Das gute, alte Universal-Kaufhaus, wo Wurst und Käse, Socken und Unterhosen, Papier und Bleistift, CD-Player und Fön friedlich nebeneinander in den Regalen lagen, hat wohl ausgedient. Ein breites Sortiment für eine breite Konsumentenschicht. Genau darin sieht Richter auch das Problem der Kaufhäuser: "Spezialisten können die Kunden-Bedürfnisse heute viel besser bedienen als Generalisten." Auch betriebswirtschaftlich seien Kaufhäuser vergleichsweise schlecht dran: Sie benötigen viele Lieferanten, viel Verkaufs- und Lagerfläche, die sich meist in teurer Innenstadtlage befindet.

Warenhäuser funktionieren heute nur mehr über einen "Erlebnis-Mehrwert", erklärt Richter im Gespräch mit derStandard.at. Traditions-Betriebe wie Harrods in London, die Galeries Lafayette in Paris oder das KaDeWe in Berlin werden deswegen wohl auch weiter bestehen. In Österreich sind beispielsweise Gerngroß, der Steffl auf der Kärntnerstraße, das Innsbrucker Kaufhaus Tirol, das Linzer Passage Kaufhaus oder Kastner & Öhler in Graz die letzten Speerspitzen der Kaufhauskultur.

Innenstadtsterben

Mit der Schließung der Kaufhäuser flammt nun auch in Deutschland erneut die Diskussion um das Innenstadtsterben auf. "Nur wer die Bedürfnisse der Konsumenten befriedigt, kann gewinnen", ist sich Richter sicher. Problemfelder sieht er hier vor allem in den oft unterschiedlichen Interessen zwischen der Lokalpolitik einerseits, den Geschäftsleuten und Konsumenten andererseits. "Gute Einkaufsstraßen funktionieren vor allem über den Erlebnisfaktor: Gute Erreichbarkeit, genügend Parkplätze und eine breite Auswahl an Geschäften sind ausschlaggebend." Wenn sich die Politik beispielsweise gegen eine Fußgängerzone oder die Eindämmung des fließenden Verkehrs sperrt, bleibt das "Erlebnis Shopping" oft auf der Strecke. Auch fehlen oft einheitliche Öffnungszeiten, zu denen sich die Kaufleute aufraffen müssten - ein Grund, warum Shoppingcenter so gut ankommen.

Um eine "tote" Einkaufsmeile wieder aufzupeppen, brauche man gestalterische Maßnahmen und jede Menge interessanter Unternehmen, meint Richter. Denn: "Jemanden einfach in ein leeres Lokal reinsetzten, das ist nur Kosmetik. Damit bügelt man die Falten nicht aus." (Daniela Rom, derStandard.at, 7.8.2009)