Wien - Der in die Kritik geratene Finanzdienstleister AWD stellt sich in Österreich neu auf. Auf Transparenz will man setzen und auf Qualität in der Beratung, erklärte Ralph Müller, der neue AWD-Österreich-Vorstand, am Mittwoch in einem Pressegespräch in Wien

Teil des neuen Geschäftsmodells ist daher eine Ausbildungsoffensive bei den Beratern sowie eine strengere Kontrolle der Produkte. Die Ausbildung der AWD-Finanzberater soll in einer AWD-Akademie zusammengeführt und deutlich "nachgeschärft" werden. In Zukunft werde es bei AWD nur mehr staatlich geprüfte Finanzberater geben. Nach der 18-monatigen Ausbildung in der internen Akademie muss die Prüfung der Wirtschaftskammer zum "gewerblichen" Vermögensberater abgelegt werden. In Ausbildung befindliche Berater werden künftig nur zusammen mit geprüften Vermögensberatern Kunden beraten dürfen.

Änderungen bei Kundenberatung

Auch bei der Kundenberatung soll sich einiges ändern. Man werde künftig schwerpunktmäßig auf breit gestreute Investmentfonds zurückgreifen und nicht auf einzelne Aktien, sagte Müller. Kunden sollen bei jeder Finanzberatung drei Produktvorschläge erhalten, wobei die Berater über Vor- und Nachteile der Produkte aufklären müssen. Zudem werde in einem 50-seitigen Bericht die jeweilige Vermögenslage des Kunden geprüft, zusammengefasst und mit dem Berater durchgesprochen. Beim Provisionsmodell für die Berater werde es zwar Änderungen geben - aber keine "epochalen" , sagte Müller. Die Provisionen müssen dem Kunden auch in Zukunft offengelegt werden. Die Berater seien bei AWD daher nicht von "Vertriebsdruck" betroffen, betonte Müller.

Die Umsetzung der neue Struktur - wozu auch eine flachere Hierarchie und kürzere Kommunikationswege gehören - soll bis Jahresende in mehreren Schritten erfolgen. Was die Umstrukturierung kostet, wollte Müller nicht bekanntgeben. Nur so viel: "Mit der Summe der Maßnahmen macht AWD einen großen Schritt nach vorne." AWD soll in Zukunft "die erste und die beste Adresse im Privatkundengeschäft sein" , fasst Müller zusammen.

Zahlreiche Verfahren

Gegen den Finanzdienstleister laufen wegen der Vermittlung von Immofinanz- und Immoeast-Aktien zahlreiche Verfahren von Kunden, die sich von AWD schlecht beraten fühlen. Von den derzeit rund 300.000 Kunden würde die Zahl der Kläger nur "einen kleinen einstelligen Prozentbereich" ausmachen. Ob man sich mit den Kunden vergleichen will, lässt Müller offen: "Die ersten Fälle liegen auf dem Tisch, wir werden in den nächsten Tagen unsere Antwort auf die Klage fristgerecht abliefern" , sagt der AWD-Chef, der vorher bei der Bank Austria Privatkundenvorstand war. (bpf, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.8.2009)