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Wels "Kuno" (im Bild) soll einen Dackel verspeist haben, sein ungarischer Cousin wurde bis dato nicht gefangen.

Foto: Horst Ossinger/dpa

Györ - Er ist der große Unbekannte im Badesee: lang gestreckter (bis zu zwei Meter langer) Körper, flacher Kopf, das größte Maul aller Süßwasserfische und nachtaktiv. Meistens. Dass ein Wels (Silurus glanis) aber durchaus auch am Tag aktiv sein kann und neben sonst bevorzugtem Aas auch ein "saftiges" Fischer-Haxl nicht verschmäht, zeigte Ende vergangener Woche ein kurioser Zwischenfall in einem ungarischen Fischer-Teich nahe Györ.

Lothar Potthoff, Lehrer aus dem oberösterreichischen Ternberg und erfahrener Wels-Fischer, weilte in seiner Funktion als Angler-Guide am ungarischen Gewässer, als ihn ein Notruf ereilte. "Zwei verzweifelte Wiener haben mir geschildert, dass sie einen Wels an der Angel hätten, der seit über zwei Stunden ihr Boot durch den See ziehe", erzählt Potthoff. Der 36-Jährige sprang ins eigene Boot und fing zunächst die Kollegen ein. "Als wir dann gemerkt haben, dass der Wels sich im drei Meter tiefen Wasser auf den Grund hat absinken lassen, hab ich mir gedacht, jetzt ist der richtige Zeitpunkt."

Fataler Wels-Griff

Heißt konkret im Fall des fischenden Lehrers: Sprung aus dem Boot, entlang der Angelschnur zum Wels hinabtauchen, um selbigen mit einem speziellen Wels-Griff in die Mangel zu nehmen. "An der Angelschnur hat sich der Fisch noch schön nach oben ziehen lassen. Da hab' ich gedacht, dass das ein kleineres Exemplar ist. Als ich dann beim Wels-Griff gemerkt habe, ich kann das Viech nicht umarmen - na hoppala", erzählt Potthoff. Was der Fischer im See liebkoste, entpuppte sich nämlich rasch als über zwei Meter langer Wels mit einem Kampfgewicht von gut 100 Kilo. Und dem "Waller" war so gar nicht nach Fischpfanne. "Plötzlich rollte sich der Fisch und zog mich vom Boot weg. Ich hab ihn sofort ausgelassen", so Potthoffer. Doch schwer beleidigt zog der Riesenfisch nicht in die Untiefen des Sees ab, sondern schnappte sich den rechten Oberschenkel des Fischers. "Bist du narrisch, des hat wehgetan. Ein Wels hat Zähne wie eine Drahtbürste", schildert der Lehrer. Doch dem nicht genug: Wie im Roman Moby Dick der weiße Wal Kapitän Ahab, zog nun der Süßwasserfisch den wackeren Fischer mehrere Meter unter Wasser. Potthoff: "Der hat mich richtig durchgebeutelt. Ich hab' echt um meinen Leben gefürchtet. Und oben haben die anderen geschrien. Die haben im trüben Gewässer nämlich nur mein aufwallendes Blut gesehen."

Mit kräftigen Tritten auf den (breiten) Fischkopf wird der Lehrer den Aggressor am Bein letztlich doch noch los. Und will sein Hobby trotz verlorenem Waller-Kampf nicht aufgeben: "Nur zieh' ich beim nächsten mal einen Neopren-Anzug an." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD Printausgabe, 06.08.2009)